Vergewaltigung ist als zentrales Thema der Literatur äußerst selten zu finden und wird zumeist in Zusammenhang mit Motiven der Verführung oder hinsichtlich einschlägiger Stoffe betrachtet. Im Fokus der Untersuchung sollen deswegen als sogenannte ‚Vergewaltigungsnarrationen‘ jene Erzählungen des 20. Jahrhunderts stehen, die den Akt sexualisierter Gewalt als zentrales Ereignis der Handlung setzen. Abseits der Konventionen operieren diese Darstellungen mit Verfahren, die, wie die erzähltheoretische Betrachtung zeigt, die Grenzüberschreitung durch die kunstvolle Verschränkung von Stimmen und Räumen deutlich machen. Dieses subversive Potenzial wird in Texten von Libuše Moníková, Stefan Schütz, Inka Parei und Karen Duve herausgearbeitet und nicht nur zu literarischen Traditionen in Beziehung gesetzt, sondern auch zu gesellschaftlich vorherrschenden Diskursen zu Vergewaltigung.
Tabela de Conteúdo
1. Einleitung
1.1 Vergewaltigung in der deutschen Literatur(wissenschaft)
1.2 Forschungsdesiderate
2. Gewalt und Geschlecht: Transdisziplinäre Voraussetzungen für die Analyse von Vergewaltigung
2.2 Theorien zu Gewalt und Geschlecht
2.2 Vergewaltigungsmythen
3. Erzählstrategien von Vergewaltigung und Trauma
4. Geschlecht erzählen: Narratologie und Gender Studies
4.1 Von der feministischen zur gender-orientierten Narratologie?
4.2 Geschlecht in erzählender Literatur – zwischen Kategorie und Kontext
5. Wer spricht? Stimmen der Gewalt zwischen Metapher, Metonymie und Kategorie
5.1 Stimmen literarischer Kommunikation
5.2 Erzähler – Erzählinstanz – Stimme
6. Wer sieht? Fokalisierung und Perspektive zwischen Sehen, Wissen und Wahrnehmen
6.1 Fokalisierung (Genette) vs. Perspektive (Schmid, Bal, Rimmon-Kenan)
6.2 Wahrnehmung als Kombination aus Perspektive und Fokalisierung
7. Der ‚Spatial Turn‘ und die Literaturwissenschaft: Raum als blinder Fleck der Erzähltheorie?
8. Raum erzählen: Raumwissenschaftliche Entwicklungen zwischen Container und Netz
8.1 Alltagsvorstellungen von Raum
8.2 Raumkonstruktion zwischen Erzeugen und Darstellen
9. Untersuchung: Stimmen und Räume in Vergewaltigungsnarrationen
9.1 Zwischen Parabel und Vergewaltigungsnarration – Libuše Moníkovás Eine Schädigung (1981)
9.1.1 Vergewaltigung und Vergeltung als Initiation des weiblichen Subjektes
9.1.2 Janas Schädigung zwischen Parabel und Vergewaltigungsnarration
9.1.3 Janas Schädigung zwischen Körper- und Stadtraumkonstruktionen
9.1.4 Stimmen und Räume der Gewalt in Libuše Moníkovás Eine Schädigung
9.2 Körper Waren und Vergewaltigung: Konsumkritik in Stefan Schütz’ Schnitters Mall (1994)
9.2.1 Aus der Perspektive des Serientäters: Karl Hares alter Ego(s)
9.2.2 Aus der Perspektive der Betroffenen: Sieg des Körpers über Brenda Barcley
9.2.3 Aus der Perspektive des Täterkollektivs: Hare als Objekt der „Liebe von Teufeln“
9.2.4 Stimmen und Räume der Gewalt in Stefan Schütz’ Schnitters Mall
9.3 Räume des Traumas und Wege der Heilung in Inka Pareis Die Schattenboxerin (1999)
9.3.1 Vergewaltigung als Ereignis und Leerstelle
9.3.2 Hell als unzuverlässige Erzählerin
9.3.3 Topographien des Traumas
9.3.4 Bewältigungsstrategien zwischen Helfer-Projektion und Täter-Introjekt
9.3.5 Stimmen und Räume der Gewalt in Pareis Die Schattenboxerin
9.4 Körperraum als Kriegsschauplatz der Geschlechter in Karen Duves Regenroman (1999)
9.4.1 Leon als Opfer mütterlicher Grausamkeit
9.4.2 Martina zwischen Vergewaltigung und Vergeltung
9.4.3 Stimmen und Räume der Gewalt bei Karen Duve
10. Schlussbetrachtung und Ausblick auf andere Räume der Gewalt
Quellenverzeichnis
1.1 Primärliteratur
1.2 Filme
1.3 Sekundärliteratur
1.4 Nachschlagewerke/sonstige Quellen
1.5 Abbildungen
Dank