Die nach- und antikommunistische Weltöffentlichkeit hat eine hohe Meinung von Gorbatschow, oder doch wenigstens von seiner historischen Bedeutung. Dabei wird die postkommunistische Welt seiner Hinterlassenschaft gar nicht recht froh. Und erfreulich ist es ja wirklich nicht: Wo der reale Sozialismus geht, werden die Verhältnisse barbarisch.
Wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist, erklärt das vorliegende Buch. Mit marxistischem Unterscheidungsvermögen kritisiert es
– die politische Ökonomie des realen Sozialismus und ihre ruinöse Reform mit Hilfe marktwirtschaftlicher Erfolgsrezepte;
– das Herrschaftssystem der Volksdemokratie und seine Ersetzung durch die Alleinherrschaft des Nationalismus;
– die sowjetische Weltfriedenspolitik und ihre Kapitulation vor den zu jeder Erpressung bereiten NATO-Mächten, die an Gorbatschow ihren nützlichen Idioten hatten.
An den guten Absichten des letzten Generalsekretärs der KPd SU läßt das Buch genausowenig ein gutes Haar wie an deren Wirkungen. So stiftet es ein wenig Klarheit über Gorbatschows wirkliche historische Bedeutung.
Cuprins
Einleitung
Die große Revision
1. Kapitel
Als der Sozialismus noch eine Weltmacht war…
Polemik gegen die Generallinie der KPd SU
Das Programm des sozialistischen Antikapitalismus:
Mit Gerechtigkeitsidealen gegen die Klassengesellschaft
Die politische Ökonomie des realen Sozialismus:
Planmäßige Zweckentfremdung von Lohn, Preis und Profit als Alternative zum Kapitalismus
Die politische Kultur des Arbeiter- und Bauernstaats:
Mit aller Gewalt dem Volke dienen
Die Außenpolitik der sozialistischen Weltmacht:
Mit Waffen und Friedensliebe in den Imperialismus eingemischt
2. Kapitel
Die neue Parteilinie: Glasnost & Perestrojka
Der Mißklang von Reykjavik. Fernsehrede M. Gorbatschows über sein Treffen mit US-Präsident R. Reagan und Kommentar
Wende auf sowjetisch: Das Reformprogramm der KPd SU
Die Politik der Umgestaltung:
Moralische Aufrüstung statt materialistischer Systemkritik
3. Kapitel
Das „neue Denken“:
Gutes Betragen als sozialistische Staatsräson
Die Programmschrift: M. Gorbatschow, Perestrojka – Die zweite russische Revolution. Eine Rezension
Wie Gorbatschow den guten Ruf des Kommunismus ruiniert
4. Kapitel
„Mann des Jahres’, „Mann des Jahrzehnts’, „Mann der Stunde’:
Gorbatschows Welterfolg
Warum dieser Mann keinen Respekt verdient
5. Kapitel
Die Ruinierung der „Kommando Wirtschaft“:
Vom Umbau zur Verabschiedung des alten Systems
Der „Umbau der Kommandowirtschaft’:
In nur fünf Jahren in die Krise
Die Sowjetunion verabschiedet ihr System:
Vorwärts zum Kapitalismus
6. Kapitel
Die Zerstörung der Sowjetunion:
Von der Partei- und Staatsreform zum totalen Machtkampf
Die Zersetzung der KPd SU
Der Aufstand der Vielvölker
Das Referendum vom Frühjahr ’91
Die letzten Gründe für die Union
Von der bedrohlichen Weltmacht zu Almosenempfänger:
Der Zerfall der Sowjetmacht
Mit der Perestrojka in den permanenten Staatsnotstand
7. Kapitel
Die freiwillige Kapitulation:
Von der Selbstkritik des Antiimperialismus zur Selbstauf gäbe der Weltmacht Nr. 2
Die schwindende Opposition der Sowjetunion gegen SDI:
Das Ende der „revolutionären Wende’ in der Rüstungsdiplomatie
Die neue Militärpolitik: Frieden durch Rückzug
Die Rote Armee: nicht mehr rot und zwischen Bürgerkriegsfronten
8. Kapitel
Perestrojka geglückt – Sowjetunion tot
Die Selbstzerstörung einer Supermacht und die unheimliche Erbengemeinschaft
Perestrojka – Unzufriedenheit mit dem Erreichten als neues Partei-und Staatsprogramm
Der ruinöse Wunsch der sozialistischen Staatsgewalt nach abstraktem Reichtum
Von der Selbstentmachtung der Partei zur Zerstörung des Staates Die Hinterlassenschaft: „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten’ – Weder Gemeinschaft noch Staaten in dem Sinn. Aber unabhängig – außer vom Westen
Kleiner, aber notwendiger Nachtrag zu einer erbaulichen Frage:
Worin liegt eigentlich die ‚historische Bedeutung‘ des Michail S. Gorbatschow?