Kants philosophische Begründung der Geschichts-, Kultur- und Rechtsphilosophie ist seit eh und je hoch umstritten. Werner Flach zeigt, dass ihre primäre Einordnung in die praktisch-ethische Systematik Kants eine verkürzende Einengung darstellt. Sie berücksichtigt nicht hinreichend die für Kants Gesamtsystematik zentrale Thematik der Teleologie und damit die grundlegenden Argumente der Kritik der Urteilskraft. Erst diese aber eröffnen den Blick auf das innovative Modell Kants. Es ermöglicht Erfahrungsgewinnung ohne die traditionell vorgenommene Trennung der beiden Bereiche von empirischer und kultureller Welt des Menschen. Zentraler Begriff in diesem Modell ist der Begriff der Freiheit. Ihm kommt die fundierende Rolle sowohl beim Verstehen von Geschichte als auch bei der Wahrnehmung von Kultur und im Aufbau wie im Vollzug des Rechts zu. Diese neue Perspektive macht einerseits verständlich, dass die fragliche Thematik bislang so umstritten war; andererseits zeigt sie zukunftsweisende Wege.
Зміст
Wolfgang Bock
Vorwort
Transzendentalphilosophie und Kritik. Zur Bestimmung des Verhältnisses der Titelbegriffe der Kantischen Philosophie
Die kantische Hypothek
Die theoretische Weltbetrachtung und die Disziplinierung der Vernunft
Kants Lehre von der Gesetzmäßigkeit der Empirie. Zur Argumentation der Kantischen Schematismuslehre
Das Problem der transzendentalen Deduktion: seine Exposition in der Kritik der reinen Vernunft und seine Wiederaufnahme im Neukantianismus der Südwestdeutschen Schule
Das Kategorienkonzept der kritischen Philosophie Kants und seine Revision in der Erkenntnislehre des Marburger Neukantianismus
Wissenschaftstheorie als Transzendentalphilosophie
Kritizistische oder dialektische Methode? Analyse und Bewertung
Kants sogenannte Reziprozitäts- oder Analytizitätsthese, seine Lehre vom Faktum der Vernunft und sein Geschichtsbegriff
Carl Leonhard Reinholds Aufnahme der Kantischen Faktumlehre in der Grundlegung der praktischen Philosophie und sein Freiheitsbegriff
Fichtes voluntativ-egologischer Begriff von Kultur und Geschichte als Revision der empiriologischen Ausrichtung der Kantischen Grundlegung des Geschichtsbegriffes
Kants Empiriologie
Zu Kants geschichtsphilosophischem »Chiliasmus«
Zu Kants Kultur- und Geschichtsphilosophie
Kants Geschichtsphilosophie
Kants Geschichtsphilosophie im Widerstreit
Zu Kants Lehre von sensus communis aestheticus
Zu Kants Lehre von der symbolischen Darstellung
Schillers Aufnahme des Kantischen Kulturbegriffes in den Briefen über die ästhetische Erziehung
Zur geltungstheoretischen Grundlegung der Gartenkunst
Erreichung und Errichtung. Über die empiriologische Orientierung der Kantischen Geschichtsphilosophie
Kants Begriff der Kultur und das Selbstverständnis des Neukantianismus als Kulturphilosophie
Kant zur Gründung von Recht und Rechtswissenschaft
Angeborenes Recht und erworbene Rechte, Vollbürger und Halbbürger
Schriftenverzeichnis Werner Flach
Personenregister