Im Zentrum der (auto-)ethnografischen Studie von Alina Brehm stehen die Interaktionen, Identitätskonstruktionen und affektiven Atmosphären in einem Café für Shoah-Überlebende. Wie wird dort mit den Nachwirkungen des Leids, das überlebt wurde, umgegangen? Die Autorin beschreibt die Gegenwärtigkeit der Shoah im Leben der Überlebenden und reflektiert zugleich ihre eigene affektive Teilhabe als nichtjüdische deutsche Forscherin an der Atmosphäre des Cafés. Sie berichtet außerdem von ihrem Weg in das Café – die Geschichte einer Auseinandersetzung mit der Shoah als stets unabgeschlossenem und konflikthaftem Prozess – und nimmt die individuellen wie gesellschaftlichen Schuldabwehrdynamiken in den Blick. Wie wirken die kaum symbolisierbaren »Repräsentanzen der Shoah« im Café, im Leben der Überlebenden und in der (Forschungs-)Beziehung zwischen der Autorin und ihnen?
Brehm legt die affektiven Konflikte und Schwierigkeiten der Forschung offen und analysiert die »Szenen« und Gespräche im Feld sowie die damit einhergehenden konfliktuösen und irritierenden Gegenübertragungsgefühle mithilfe der Tiefenhermeneutik. Im Anschluss an diese Analysen und unter Bezugnahme auf (raum-)theoretische Perspektiven begreift sie das Café als einen Ort, der versucht, die Dichotomien von Trauma und Realität, Vergangenheit und Gegenwart, Jüdischsein und nichtjüdischer Umwelt zu überwinden, was nie ganz gelingen kann. Auch das Café kann nichts »heilen«, aber es gibt dem Unsäglichen einen Raum.
Table of Content
Vorbemerkungen
Anfang
Methode
Personen
Vorgeschichte
Nur gerettet, nicht befreit?
Pedigree
»Kann man das aushalten?«
Initiation
Im Café
Starke Schulter
Herr Abel* und der Kinderchor
Zeittunnel
Von Wunden und Christen
Marie*
Wo gehört sie hin?
(No) Microphone Expert
Adam*
Mit der Waffe in der Hand
Scheiße
Zurück am Schreibtisch
Das Café als unmöglicher Ort
Nachwort 2018
2021 in Wien
Bemerkungen zur Publikation
Literatur