Wie jede Gesellschaft soziale Schichtung kennt, kennt auch die Linguistik ihre gehobenen Disziplinen und ihre weniger reputierlichen Bereiche. Viele der wirklich spannenden Fragen werden in die Bindestrichlinguistiken verbannt oder gänzlich verdrängt – dies betrifft v.a. Fragen wie die nach ‘richtig’ und ‘falsch’, ‘schön’ und ‘häßlich’, ‘gut’ und ‘schlecht’. Fragen zu Norm, Moral und Didaktik sind in diesem Sinn prototypische Schmuddelkinder der Linguistik. Diese Problemfelder stehen unter Ideologieverdacht, denn sie vertreten einen Standpunkt. In ihnen machen sich Absichten und Zwecke bemerkbar, die quer stehen zu den kanonischen Eigenschaften der ‘reinen’ Linguistik.
Das Buch will nicht falsche Versöhnungen, sondern nennt bestimmte Berührungsängste der Linguistik beim Namen und ruft damit in erster Linie zur Diskussion auf.
Table of Content
Inhalt: Einleitung. – J. Baurmann , Was Kinder über das Schreiben wissen. Eine empirische Untersuchung. – G. Beck , Sprachkritik – ‘Sprachverfall’. Zur Phänomenologie einer Sprachverwirrung. – A. Bremerich-Vos , Aspekte des Schriftspracherwerbs – Stufentheorien, das ‘Neue’ und die Lehrer-Schüler-Interaktion. – K. Brinker , Normen des Diskutierens und ihre Markierung in Fernsehdiskussionen. Ein gesprächsanalytischer Beitrag. – W. Haas , Alpträume eines weitherzigen Pedanten. – G. Helbig , Deskription, Regel und Norm in der Grammatikschreibung. – H. Ivo , Didaktische Reduktion in Adelungs Grammatiken des Deutschen. Aktuelle Erinnerungen an sprachdidaktische Probleme im toten Winkel. – O. Ludwig , Der Unterricht findet nicht statt. Zur Schreibpraxis der reformierten Oberstufe. – E. Neuland , Miteinander reden lernen. Überlegungen zur Förderung von Gesprächskultur. – I. Oomen-Welke , Von der Nützlichkeit der vielen Sprachen, auch im Deutschunterricht. – I. Werlen , ‘aber immerhin …’: Enttäuschung und Trost. Zur kommunikativen Bewältigung des Scheiterns in einem Radiospiel.