Als vor dem Aufstieg zum Inlandeis der Gletscher unmittelbar über dem Expeditionslager kalbte, befanden sich der dänische Kartograph Johan Peter Koch, der deutsche Wissenschaftler Alfred Wegener und ihre beiden Helfer in einer Lage, die vor ihnen noch nie ein Mensch lebend überstanden hat. Überhaupt war diese Grönlanddurchquerung 1912 bis 1913 ein echtes Abenteuer: Moschusochsen machten die Packpferde scheu, Eisbären zerstörten Depots, Wegener brach sich eine Rippe, Koch stürzte in eine Gletscherspalte, ein Pferd nach dem anderen ging an Erschöpfung zugrunde. Hinzu kamen noch die Belastungen durch den langen stockdunklen Polarwinter in einer Hütte auf dem grönländischen Inlandeis. Selten waren Wissenschaft und Abenteuer so eng miteinander verquickt. Wegeners Tagebücher lassen die Ereignisse noch heute so lebendig erscheinen, wie sie damals waren.
عن المؤلف
Alfred Wegener wurde 1880 als Sohn eines märkischen Geistlichen in Berlin geboren. Er studierte Astronomie, Physik und Meteorologie in Heidelberg, Berlin und Innsbruck. Schon als Student trieb es ihn, seine Wissenschaft praktisch im Freien zu erproben. Mit Ballonfahrten fing es an; 1906-08 nahm er als Meteorologe an der dänischen Grönlandexpedition von Mylius-Erichsen teil; 1912-13 durchquerte er Grönland zusammen mit Hauptmann Koch. Daneben veröffentlichte er schon Anfang 1912 den ersten Entwurf seiner Verschiebungstheorie der Kontinente. Im Herbst 1913 heiratete er Else Koppen, die Tochter des Meteorologen der Deutschen Seewarte in Hamburg, und ließ sich als Privatdozent in Marburg nieder. 1914 wurde er Soldat und war ab 1916 Leiter mehrerer militärischer Wetterwarten. 1919 wurde er Nachfolger seines Schwiegervaters in Hamburg, 1924 Professor für Meteorologie in Graz. 1930 zog er als Leiter einer großen deutschen Expedition noch einmal nach Grönland, wo er den unerhörten Anstrengungen einer Schlittenreise von Station Eismitte, 400 km vom Rande des Inlandeises entfernt, zur Weststation erlag. Im ewigen Eis hat ihm sein Inuit-Begleiter das Grab gegraben.