Der Band versammelt Texte Cassirers, die in einem thematischen wie zeitlichen Zusammenhang miteinander stehen. Dabei ist formal wie inhaltlich eine deutliche Zweiteilung des Manuskripts zur Geschichte zu beobachten.
Während Cassirer im ersten Teil Geschichte als Teil der symbolischen Formen behandelt und das Konzept der Basisphänomene auf das Gebiet der Geschichte und der Geschichtsschreibung anzuwenden sucht, verliert sich später die argumentative Strenge zugunsten allgemeiner Reflexionen zu dem Problemfeld. Unterstrichen wird dieser Befund dadurch, dass Cassirer auf diesen zweiten Teil seiner Erarbeitungen als »Steinbruch« zur Abfassung des dritten Buches des vierten Bandes seines Werks zum Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit (ECW 5) zurückgegriffen hat. Während das Geschichts-Manuskript die Formen rationaler Geschichtsschreibung auszuloten sucht, werden die Formen der vorrationalen, bildlichen Erinnerung im Manuskript zum Mythos und dessen ‘Verhältnis zur Geschichte’, eben als ‘Organ geschichtlicher Erkenntnis’ behandelt.
Die in diesem Band als ‘Beilagen’ wiedergegebenen Manuskripte gehören formal wie systematisch zu demselben Konvolut aus dem Nachlass, dessen grundlegenden Teil über Basisphänomene (s. ECN 1) Cassirer ebenfalls in seiner Schrift über Ziele und Wege der Wirklichkeitserkenntnis (s. ECN 2) nutzt. Cassirers wechselseitige interne Verweisungen vom Manuskript zur Geschichte auf einzelne dieser Lagen und vice versa rechtfertigen den Abdruck dieser Manuskripte zu einzelnen Kategorien des in den Geschichts- und Mythos-Manuskripten behandelten Zusammenhangs.
Inhalt:
Der Begriff der Form als Problem der Philosophie (Vortrag, Berlin 1924); Über Sprache und Denken (Vortrag, London 1927); Entwürfe und Vorarbeiten zur Philosophie der symbolischen Formen: a) Prägnanz, symbolische Ideation; b) Präsentation und Repräsentation; c) Allgemeines zur Gestaltpsychologie (1927-1929); Zum Symbolproblem (Vortrag, Zürich 1932 / Utrecht 1935); Vom Einfluß der Sprache auf die naturwissenschaftliche Begriffsbildung (Vortrag, London 1935); Beilage: Grundprobleme der Sprachphilosophie (Vorlesung, Hamburg SS 1922, Nachschrift von Dr. Willi Meyne)
عن المؤلف
Klaus Christian Köhnke (* 14. Juni 1953 in Flensburg; † 24. Mai 2013 in Berlin) war Professor für Kulturtheorie und Kulturphilosophie am Institut für Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig.
Klaus Christian Köhnke studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Linguistik (zeitweise auch Skandinavistik und Kunstgeschichte, Geschichte und Ethnologie) an der Freien Universität Berlin und der Hochschule der Künste Berlin. Er war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes und wurde 1985 über die Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus − nach dem Tod seines Betreuers Michael Landmann − bei Karlfried Gründer promoviert. 1986 wurde ihm für die Dissertation der Ernst-Reuter-Preis verliehen.
Von 1986 bis 1990 war Köhnke Projektmitarbeiter mehrerer Forschungsprojekte von Otthein Rammstedt an der Universität Bielefeld. Von 1987 bis 1989 arbeitete er als Leiter des Studienbereiches Kulturwissenschaft an der Fakultät Wirtschaftswissenschaft der Nordischen Universität Flensburg. 1990–1996 war er Wissenschaftlicher Assistent von Karlfried Gründer am Institut für Philosophiegeschichte und Geschichte der Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin, wo er 1995 in Philosophie habilitiert wurde. Nach einer Vertretung 1996–1997 übernahm er 1997 die Professur für Kulturtheorie und Kulturphilosophie am Institut für Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig.
Köhnke arbeitete, forschte und publizierte unter anderem zu der kulturphilosophischen Tradition von Moritz Lazarus, Georg Simmel und Ernst Cassirer. Er war einer der Hauptherausgeber der unveröffentlichten Schriften von Ernst Cassirer (Nachgelassene Manuskripte und Texte, Felix Meiner Verlag, Hamburg 1995 ff.) und Herausgeber zahlreicher Bände der Georg Simmel-Gesamtausgabe.