In den letzten Tagen des Jahres 1858 verfasste Rudolf von Jhering im Auftrag der Gießener Spruchfakultät ein Rechtsgutachten, das ihm, dem brillanten Pandektisten, ungewohnte Mühe bereitete und ihm sein gesamtes juristisches Können abverlangte. Im später so genannten Schiffspartenfall, einem Klassiker des Zivilrechts, ging es um die Gefahrtragung beim Doppelverkauf bei unverschuldetem Untergang der Kaufsache. Der Fall lässt sich heute ohne weiteres lösen; für Jhering aber lag das dogmatische Rüstzeug noch nicht bereit, er musste es sich selbst mit großem Aufwand zurechtlegen. Das Erlebnis war prägend und wirkte lange nach. Es bewog Jhering nicht nur zu seinem berühmten ›Umschwung‹, sondern veränderte auch sein Verständnis von Geschichte und Recht nachhaltig. Die Antrittsvorlesung wirft einen Blick in die Werkstatt eines der bedeutendsten Juristen des 19. Jahrhunderts. Mit der erstmaligen Edition des Gutachtens lässt sich der ›Umschwung‹ nun erstmals plastisch nachvollziehen.
قائمة المحتويات
I. Eine Debatte auf dem Deutschen Juristentag und ihre publizistische Folge
II. Jherings »naturhistorische Methode« in der Theorie des Rechts
III. … und in der Praxis des berühmten Schiffspartenfalls
Fall- und Prozessgeschichte – Lösungen – Folgerungen und Einsichten
IV. Jherings naturhistorische Methode in der rechtswissenschaftlichen Rezeption
Die Passion des Sammlers juristischer Artefakte – … und ihre Kritik in der Rechtswissenschaft
V. Die »Reisen der Wissenschaften« – Jherings naturhistorische Methode im weiteren wissenschaftshistorischen Kontext
VI. Von der Sammlung ins Labor: Zur anhaltenden Aktualität Jherings
Literaturverzeichnis
Personen- und Sachverzeichnis
Anhang: Rudolf v. Jherings Gutachten zum Schiffspartenfall
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