Das Spezifische der modernen Gewaltherrschaften des 20. Jahrhunderts zu ergründen, beschäftigt Öffentlichkeit und Wissenschaft seit Lenin, Mussolini und Hitler. Lange Zeit begriffen die Erklärungsversuche Bolschewismus, Faschismus und Nationalsozialismus als ausschließlich politische Phänomene. Zunehmend jedoch stellte sich die Einsicht ein, dass alle diese Erklärungen keine Antwort auf die Frage bieten, wie es dazu kommen konnte, dass solche Formen totalitärer Herrschaft oft ekstatische Zustimmung fanden, dass Diktatoren, die buchstäblich als Massenvernichter in die Geschichte eingegangen sind, zumindest zeitweise geliebt wurden. Daher steht die schon in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts aufgeworfene Frage nach den religiösen Elementen der zeitgenössischen Despotien inzwischen im Zentrum der Forschung. Der Terminus der (politischen) Religion wird im Zuge einer intensiv geführten Debatte über eine neue Definition des Totalitarismus außerordentlich kontrovers erörtert.
قائمة المحتويات
Klaus Hildebrand Einführung Klaus Schreiner Messianismus. Bedeutungs- und Funktionswandel eines heilsgeschichtlichen Denk- und Handlungsmusters Hans Günter Hockerts War der Nationalsozialismus eine politische Religion? Über Chancen und Grenzen eines Erklärungsmodells Lutz Klinkhammer Mussolinis Italien zwischen Staat, Kirche und Religion Manfred Hildermeier Kommunismus und Stalinismus: Säkularisierte Religion oder totalitäre Ideologie? Gerhard Besier Die Partei als Kirche – der Fall DDR. Religion – Totalitarismus – Politische Religion Ulrike Freitag Politische Religion im Nahen Osten: nationalistische und islamistische Modelle