Die chinesisch-russische Grenze war einst die längste Landgrenze der Welt. Während sie im 17. Jahrhundert vage markiert durch die Steppe verlief, entwickelte sie sich im 20. Jahrhundert zu einer streng patrouillierten Barriere mit Wachtürmen und Stacheldraht. Sie scheidet zwei Staaten, denen heute große Aufmerksamkeit zukommt, die Grenze jedoch hat in der Geschichte der Imperien bisher wenig Beachtung gefunden.
Der Historiker Sören Urbansky erzählt die Geschichte ihres Verlaufs und stellt dabei die Lebenswelten der Grenzbewohner und die globalen Verstrickungen in den Mittelpunkt. Seine Protagonisten sind Eisenbahnangestellte, Hirten, Schmuggler und Partisanen. Da die Welten der dort lebenden Menschen eng miteinander verwoben sind, blieben nationale Trennungen weitgehend unsichtbar. Das änderte sich erst, als das Konzept »Grenze« im 20. Jahrhundert an geopolitischer Bedeutung gewann.
Anhand einer Fülle von unbekannten Quellen zeigt Urbansky, wie es den Staaten gelang, traditionelle Grenzlandkulturen zu unterdrücken, indem sie verwandtschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und religiöse Verbindungen durch Gesetze, physische Gewalt, Deportation, Zwangsassimilation und Propaganda kappten. So erweitert dieses Buch unser Verständnis davon, wie Grenzen festgelegt werden und welche Konsequenzen das zeitigt – nicht zuletzt für die dort lebenden Menschen.
قائمة المحتويات
Danksagung
Anmerkung zu Übersetzung, Umschrift und Datumsangaben
Einleitung
1 Kosaken und Bannerleute im Argun-Grenzland
2 Eisenbahnen, Bakterien und Gold
3 Revolutionen ohne Grenzen
4 Der sowjetische Staat an der Grenze
5 Offene Steppe unter Verschluss
6 Freundschaftsinszenierung am Stacheldrahtzaun
7 Unsichtbare Feinde über den gefrorenen Fluss
8 Wassermelonen und verlassene Wachtürme
Fazit
Quellenverzeichnis
Sekundärliteratur
Abbildungsnachweise
Zum Autor
عن المؤلف
Sören Urbansky ist Historiker und seit 2023 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Zuvor forschte er am Deutschen Historischen Institut Washington und leitete zuletzt dessen Pazifikbüro im kalifornischen Berkeley.