Glück und Erfolg können als regulative Leitideen bei der Gestaltung individueller Lebensläufe im 20. Jahrhundert gelten. Als ein hybrides, zwischen Gegenwartsgestaltung und Zukunftsplanung, Psychologie und Lebensphilosophie, kollektiven Ansprüchen und individuellen Wünschen, ökonomischer Realität und phantasmatischer Anspruchshaltung changierendes Genre hat sich dabei die Ratgeberliteratur etabliert. Ihre Analyse ermöglicht die Rekonstruktion konkreter alltäglicher Praktiken, die Glück und Erfolg mit spezifischen Subjektivierungsformen kombinieren und dadurch in eine symbolische Ordnung überführen.
Als erster einer auf drei Bände angelegten Reihe zu Glücks und Erfolgswissen im 20. Jahrhundert untersucht Guter Rat die vielfältigen und keineswegs immer harmonischen Beziehungen zwischen Glück und Erfolg.
Durch historische, soziologische, medien- und literaturwissenschaftliche Annäherungen an die Ratgeberliteratur wird eine historische Typologie glücks- und/oder erfolgsbasierter Subjektivierungsformen aufgestellt, die insbesondere den spezifischen Selbsttechniken des Genres nachspürt. Überdies gilt das Interesse der den Ratgebern eigenen Mediologie, d.h. jenen Formen und Praktiken der indirekten Lenkung, die Individuen in die Lage versetzen sollen, sich selbsttätig auf in der Zukunft liegende Glücks- und Erfolgsmomente auszurichten. Dabei geht es auch um die ästhetischen Potentiale und genderspezifischen Aspekte.
About the author
Robert Suter (†) forschte nach einem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie zuletzt als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Konstanz zu Konzepten von Erfolg und Glück, zu literarischen Figurationen des Scheiterns sowie zu einer Praxeologie der Wahrheit. Er war langjähriger Koordinator der Netzwerkplattform ‘Doing Truth. Praxeologien der Wahrheit’. In diesem Kontext entstand die Idee zu seinem Habilitationsprojekt ”Erfolgreiche Versager’. Erfolg und Scheitern als literarische Subjektivierungsformen (1918–1989)’. Die Fassung letzter Hand seiner Dissertation, Par Force. Jagd und Kritik, erschien 2015.
Stephanie Kleiner hat in Konstanz und Ontario Geschichte und Englische/Amerikanische Literaturwissenschaft studiert. Sie wurde mit einer Arbeit zum Verhältnis von Musiktheater und Politik promoviert. Ihr Buch Staatsaktion im Wunderland. Oper und Festspiel als Medien politischer Repräsentation (1890–1930) erschien 2013. An der Universität Konstanz war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Exzellenzcluster EXC 16 ‘Kulturelle Grundlagen von Integration’ tätig. Ihr Habilitationsprojekt ‘Glückswissen. Zur Geschichte einer Reflexionsform gelingender Integration im 20. Jahrhundert setzt sich mit der Wissensgeschichte des Glücks und der Glücksforschung im 19. und 20. Jahrhundert’ auseinander.