So phänomenal und unerwartet Heide Simonis zur ersten Ministerpräsidentin gekürt wurde, so grotesk war das Ende ihrer politischen Karriere, als ein unbekannter Abweichler aus den eigenen Reihen ihr viermal seine Stimme für die Wiederwahl verwehrte.Zwölf Jahre regierte die Sozialdemokratin Simonis Schleswig-Holstein und war erste und lange Zeit einzige Ministerpräsidentin Deutschlands. Ihr Aufstieg zur ersten Landeschefin war begünstigt durch den Rücktritt von Björn Engholm als Folge der ‘Barschel-Affäre’. Die Rheinländerin, die sich oft unkonventionell, authentisch und bodenständig gab, erfreute sich als Landesmutter in Schleswig-Holstein durchaus großer Beliebtheit. Doch mit ihrem bisweilen unnachgiebigen Führungsstil stieß sie in den eigenen Reihen beständig auf Widerstände, die sich final in der schicksalhaften Stimmenenthaltung entluden.Auch wenn Deutschland mittlerweile von einer Bundeskanzlerin regiert wird, sind nur wenige Frauen in der politischen Führungsebene zu finden. Besonders in die Machtbastion ‘Ministerpräsidentenamt’ gelangen Frauen – wenn überhaupt – nur über erfolgreich gemeisterte Unwägbarkeiten. Welche Führungsqualitäten brauchen Politikerinnen, die dieses Amt anstreben? Bettina Munimus geht dieser Frage exemplarisch anhand der politischen Karriere der ersten Ministerpräsidentin Heide Simonis nach und untersucht, wie Heide Simonis den Aufstieg zur ersten Regierungschefin eines Bundeslandes erreichte und wie sie in diesem Amt führte.
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Bettina Munimus, Jahrgang 1980, ist Politikwissenschaftlerin. Gegenwärtig schreibt sie eine Dissertation zum Alterungsprozess von CDU und SPD.