Die Briefe der Malerin Julie Hagen Schwarz (1824–1902) gehören zu den seltenen erhaltenen Zeugnissen einer nach Profession strebenden Künstlerin der Jahrhundertmitte. Als Tochter des Landschaftsmalers August Matthias Hagen im Baltikum geboren, kam sie 1847 als Kunstschülerin nach München. Dort erlebte sie das Revolutionsjahr und verfolgte mit bemerkenswerter Reife ihr Ziel, sich in der Kunststadt einen Namen zu machen. Tagebuchartig spiegeln die Briefe die Ereignissen, Stimmungen, Kunstauffassungen und den Charakter der jungen Malerin, ebenso die äußeren Hindernisse, Begegnungen und Konflikte mit dem Künstlerumfeld, dem Kunstmarkt und der Familie und immer wieder die innere Auseinandersetzung mit dem selbst erwählten Weg abseits der Norm. In bildreichen Worten, unmittelbar und berührend, legt Julie Hagen Zeugnis ab von ihrem Bildungsweg. Sie wurde eine der ersten von der St. Petersburger Akademie mit einem akademischen Titel ausgezeichneten Frauen. Die Briefedition ist ein großer Gewinn für die Künstlerinnenforschung im 19. Jahrhundert, die nach wie vor ein Desiderat der Geschichte der Kunst ist.
About the author
Christin Conrad ist freischaffende Kunsthistorikerin und spezialisiert auf die Auswertung von Quellen des 19. Jahrhunderts und in der Künstlerinnenforschung. Sie arbeitet international für Institutionen und Privatsammler in der Sammlungsbetreuung und Inventarisierung, als Kuratorin, Lektorin und als Registrar. Viele Jahre betreute sie den umfangreichen Nachlass der Künstlerin Julie Hagen, zu der sie 2016 eine Ausstellung im Augsburger Schaezlerpalais kuratierte.