Der unbequeme Klassiker der russischen Literatur
Besten Willens, beim Bau der Republik mitzuarbeiten, brechen Platonows Helden in die Weiten der neuen sowjetischen Erde auf, um nach dem Rechten zu sehen und die menschlichen Fundamente zu überprüfen. Die Fragen, die sie stellen, stoßen auf Unverständnis. Makar, ein kleiner Bauer, gerät darüber in Verzweiflung und landet am Ende im Irrenhaus, wo man den Kranken aus Lenins Schriften vorliest. Anders der für das Transportwesen zuständige Weretennikow. Er spricht den Staat mit »Sie« an und rät jedem, der leidet, er solle gefälligst warten und so lange leben, bis der Staat ihn bemerkt und sich um ihn kümmert.
Während sich in diesem »Staatsbewohner« der Prototyp des zynischen Untertanen und Mitläufers ausbildet, tritt in der meisterhaften Reisenovelle »Zu Gute« ein enthusiastisch Suchender auf, der die Mängel, die er entdeckt, nicht verschweigen kann. Die Veröffentlichung dieses Textes, der Stalins Zorn erregte, war der Anfang vom Ende der schriftstellerischen Karriere Platonows. Bis zu seinem Tod 1951 konnte er nichts mehr von vergleichbarem Rang veröffentlichen.
Über den Autor
Gabriele Leupold ist Übersetzerin aus dem Russischen (u. a. Michail Bachtin, Vladimir Sorokin, Michail Ryklin) und Veranstalterin von Workshops für Übersetzer und Studierende. Für ihre Arbeit erhielt sie mehrere Preise, u.a. den Celan Preis (2002) für die Übersetzung von Andrej Belyjs Petersburg, sowie den Johann-Heinrich-Voß-Preis (2012).