Zeit für Bildung ist im Lebenslauf der Menschen ungleich verteilt. Während sie im Kinder- und Jugendalter überwiegt, wird sie im Erwachsenenalter zu einem raren Gut. Die Zuteilung oder Verteilung von bzw. die Verfügung über Bildungs- und Lernzeiten unterliegt zudem spezifischen gesellschaftlichen Aushandlungs- und Verhandlungsprozessen. Dies betrifft v. a. den Zugang zur betrieblichen Weiterbildung, der innerbetrieblichen Steuerungsprozessen unterliegt. Dagegen erhalten Erwachsene im Rahmen vom Bildungsfreistellungs-, Bildungsurlaubs- und Bildungszeitgesetzen in 14 Bundesländern ein verbrieftes Recht auf frei verfügbare Bildungszeit. Ziel des vorliegenden Sammelbandes ist es, sich aus der Perspektive von Wissenschaft, Bildungspolitik, Bildungspraxis (Träger und Einrichtungen) und aus der Sicht von Teilnehmenden mit den besonderen Implikationen der Bildungszeitgesetze auseinanderzusetzen. Darüber hinaus wird gefragt, welche Bedeutung Zeit für Bildung in vorgeschriebenen Formen der beruflichen Weiterbildung und im Rahmen gesellschaftlicher Transformationsprozesse, wie der Digitalisierung, hat.
Inhaltsverzeichnis
Antje Pabst, Christine Zeuner
Befunde – Standpunkte – Problemstellungen – Impulse zu Zeit und Bildung. EIne Einführung
I. Zeit für Bildung: Wissenschaftliche Befunde
Lena Heidemann, Steffi Robak
Bildungszeit als Instrument der Weiterbildungspartizipation – Eine zeitbezogene Betrachtung
Claudia Pohlmann
Die Angebotsplanung von Bildungsurlaubsveranstaltungen aus diskursanalytischer Forschungsperspektive
Iris Pfeiffer, Saskia Rieger
Das Bildungszeitgesetz Baden-Württemberg – Zu wenig Zeit für Weiterbildung?
Sabine Schmidt-Lauff, Hannah Hassinger, Jörg Schwarz
Zeitlichkeit und Zeitmodalitäten
Ein multiperspektivischer empirischer Zugang zu Zeit im Bildungsurlaub
Thea Klüver
Was bewegt zur Bildungsfreistellung?
Handlungsleitende Interessen milieuspezifisch interpretiert
Katja Petersen, Katja Schmidt
‚Erfahrung ist eine Funktion der Zeit.‘ Überlegungen zur ärztlichen Weiterbildung
aus erwachsenenbildnerischer Perspektive
Susanne Umbach
Zeit(er)leben in der Digitalisierung – Von Sachzwängen und Gestaltungsräumen
II. Bildungsfreistellung: Erfahrungen aus der Praxis
Berichte aus den Ländern
Rainer Christ
Bildungsfreistellung als wichtiges Element einer zukunftsorientierten Weiterbildungspolitik
Rheinland-pfälzische Erfahrungen – Perspektiven für die Zukunft
Klaus Paffrath
Die ersten drei Jahre Bildungsfreistellung in Thüringen
Birgit Waltereit
Bildungsurlaub in Hamburg – Eine Erfolgsgeschichte?
Bildungsfreistellung aus Sicht von Trägern und Anbietern
Friedrun Erben
Bildungszeit für die Stärkung der Demokratie
Die Bedeutung der Bildungsfreistellung für die politische Bildung
Nadja Bilstein
Der Weg zum Bildungsurlaubsangebot – Ein steiniger?
Ein Bericht über Anträge, Bescheide, Programmentwicklung und
14 rechtliche Grundlagen aus der Perspektive eines Bildungsträgers
Melanie Haase, Boris Brokmeier
Denken ohne Geländer
Bildungsurlaub als wirkungsvolles Format der politischen Bildung in der Heimvolkshochschule Mariaspring
Andreas Merkens
Bildungsreisen als Lernzeit
‚Reisend Lernen‘ mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Antje Windler, Kerstin Schumann
Politischer Bildungsurlaub eröffnet neue Denkhorizonte
Hindernisse und Chancen – Ein Bericht aus der Praxis
III. Bildungsfreistellung: Individuelle Erfahrungsberichte von Teilnehmenden
Sonja Brinschwitz
Zusammen ist weniger allein!
Erfahrungsbericht zu Erfahrungen mit Bildungsfreistellungen/Bildungsurlauben
Stefan Budian
Selbstbestimmte Bildung befähigt zur Mitgestaltung der Gesellschaft
André Delor
Bildungsfreistellungen in besonderen Beschäftigungsverhältnissen:
Erfahrungen als Nutzer und Anbieter
Ehrenamtlicher ver.di-Vertrauensmann
Meine Erfahrungen mit Bildungsfreistellung
Yvonne Fegert
Bildungsfreistellung und Bildungsurlaub sind als Initialzündung für meinen beruflichen Weg
und für meine persönliche Entwicklung nicht wegzudenken
Georg
Mit Kuba fing alles an!
Erfahrungsbericht zu meinen Bildungsurlauben
Mechthild Gerigk-Koch
Bildungsfreistellung: Erfahrungen, Einsichten, Erkenntnisse
Traute Krösche
BILDUNGSURLAUB – War es ein Zufall oder ein Glücksfall?
Über den Autor
Antje Pabst,
Dr., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Erwachsenenbildung der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: subjektwissenschaftliche Forschung zu Bildungs- und Lernprozessen Erwachsener; Grundbildung/Alphabetisierung und Bildungsfreistellung/Bildungsurlaub sowie Beruf/Beruflichkeit.
Christine Zeuner,
Prof. Dr. phil., ist Professorin für Erwachsenenbildung an der Helmut-Schmidt-Universität/Universitätder Bundeswehr Hamburg. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in politischer Erwachsenenbildung, international-vergleichender Erwachsenenbildung, historischer Erwachsenenbildungsforschung, Forschung zur Numeralität und Literalität sowie in der Forschung zur Bildungsfreistellung.