Fr ein Ende der Redeverbote; unter diesem Motto beleuchtet Arnulf Baring Schlüsselszenen seiner Biografie. Auf spannende Weise wird nachvollziehbar, wie seine persönlichen Erlebnisse und seine manchmal provozierenden Thesen miteinander verschränkt sind. Ausfhrlich erzählt er von seiner Kindheit im Dritten Reich, von Paraden und Bombennächten, aber auch von familiären Prägungen und bürgerlicher Normalität. Er schildert das politische Klima der Nachkriegsjahre, seine Erfahrungen als international geschätzter Hochschullehrer und seine Zeit im Bundespräsidialamt, die ihn zum exponierten Chronisten der Ära Brandt/Scheel machte. Zugleich ist das Buch eine meinungsfreudige, höchst aktuelle Bilanz des politischen Essayisten. Zu den Reizthemen gehören Fragen der deutschen Identität im Spannungsfeld von historischer Schuld und gegenwärtiger Krise der europäischen Union sowie Anmerkungen zum politischen und privaten Alltag als Spiegel gesellschaftlicher Verwerfungen. Damit gibt Baring ebenso überraschende wie aufschlussreiche Einblicke in den intellektuellen Kosmos seines Denkens und erweist sich nicht zuletzt als groáßartiger Erzähler. Schon Sebastian Haffner urteilte ber ihn: ‚Er ist vielleicht das größte Erzähltalent unter heute schreibenden deutschen Historikern; es ist unmöglich, von Baring nicht gefesselt zu sein.‘
Über den Autor
Arnulf Baring, geboren 1932 in Dresden, erlebte das Kriegsende als knapp Dreizehnjähriger in Berlin. Nach dem Magister an der New Yorker Columbia University und der Promotion zum Dr. jur. an der Freien Universität Berlin arbeitete er als Journalist für den WDR, bevor er als Fellow an das Center for International Affairs der Harvard University ging. An der Freien Universität Berlin lehrte er ab 1969 zunächst als Professor für Politikwissenschaft und von 1976 bis 1998 als Professor für Zeitgeschichte und internationale Beziehungen. Seine mehrjährigen Auslandsaufenthalte in den USA, Frankreich und England schärften seinen Blick auf unser Land, auf die Widersprüche deutscher Befindlichkeiten, auf Werteverluste und gängige Redeverbote. Zahlreiche Bücher wie ‚Machtwechsel. Die Ära Brandt/Scheel‘ und ‚Scheitert Deutschland?‘ sowie seine häufigen Talkshow-Auftritte haben ihn zu einem der bekanntesten deutschen Intellektuellen werden lassen. Arnulf Baring verstarb im März 2019 nach langer Krankheit im Kreise seiner Familie.