Im Zusammenhang mit den antinapoleonischen Kriegen erlebten die Gesellschaften Europas die Aufhebung traditioneller Beschränkungen: Staatliche Grenzen wurden verlegt, Handelsströme umgeleitet, politische Ordnungsmodelle und Genderkonzepte hinterfragt und neue Verfassungen erlassen. Doch gleichzeitig setzten diese Erfahrungen Abwehrprozesse in Gang, welche die ‚Entgrenzungen‘ wieder einhegen sollten. Diesen dialektischen Entwicklungen wie Grenzüberwindung und Nationalisierung, Demokratisierung und Stärkung der Monarchie, Judenemanzipation und Antisemitismus ist der Band gewidmet.
Nach einer Rekapitulation der Erinnerungskonjunkturen um die Leipziger Völkerschlacht nehmen die Beiträge die Ambivalenzen von traditionalen und innovativen Elementen in den Blick, die die Gesellschaften während und nach den antinapoleonischen Kriegen geprägt haben. Die immense Reichweite der Veränderungen wird durch den interdisziplinären Zugang deutlich, indem die Ereignisse und ihre Folgen nicht nur für die Bereiche Politik, Wirtschaft, Militär und Gesellschaft analysiert, sondern auch aus musik- und literaturwissenschaftlicher sowie emotions- und medizinhistorischer Perspektive beleuchtet werden.
Über den Autor
Thomas Stamm-Kuhlmann ist seit 1996 Inhaber der Professur für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit an der Universität Greifswald. Seine Forschungsgebiete umfassen die deutsche Zeitgeschichte im 20. Jahrhundert, die Geschichte Preußens seit dem 18. Jahrhundert, Wissenschaftsgeschichte und das Verhältnis von Biografie und Geschichte.