Die Arbeit untersucht das Spannungsverhältnis zwischen Vertragstreue und Umstandsänderung im aktuellen Völkerrecht. Hierzu werden zunächst die Rechtsinstitute des allgemeinen Völkervertragsrechts, grundlegende Umstandsänderung, nachträgliche Unmöglichkeit der Erfüllung und Obsoleszenz dargestellt, die ein Abrücken von Vertragspflichten durch eine Vertragspartei unter dem Eindruck der nachträglichen Änderung der Umstände ermöglichen. Im Folgenden wird erörtert, inwiefern die Rechtswidrigkeitsausschlussgründe des Rechts der Staatenverantwortlichkeit – Notstand und höhere Gewalt – das Instrumentarium des allgemeinen Völkerrechts als Grenzen der Vertragstreue erweitern. Schließlich wird der Umgang mit Umstandsänderungen in ausgewählten Vertragsregimen – Menschenrechten, Seerecht, GATT/WTO-Regime und Investitionsrecht – analysiert und gefragt, inwiefern die Grenzen der Vertragstreue in den spezifischen Regimen differenzierter gezogen werden und wie das Verhältnis zwischen den Vertragsbestimmungen und den Rechtsinstituten des allgemeinen Völkerrechts zu lösen ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.- 2. Vertragstreue und nachträgliche Umstandsänderung.- 3. Abrücken von Vertragspflichten auf Basis des Völkervertragsrechts.- 4. Abrücken von Vertragspflichten auf Basis des Rechts der Staatenverantwortlichkeit.- 5. Gegenüberstellung der Rechtsinstitute des Völkervertragsrechts und des Rechts der Staatenverantwortlichkeit im Hinblick auf ein Abrücken von Vertragspflichten.- 6. Vertragliche Nichterfüllungsgründe in ausgewählten Vertragsregimen.- 7. Endergebnisse.