Die Theorie des Thomas Hobbes hat in der Vergangenheit stark abweichende Deutungen erfahren und Anlass zu zahlreichen lang anhaltenden Debatten geliefert. Die Diskussion hat jedoch allgemein darunter gelitten, dass Hobbes‘ Schriften von der überwiegenden Anzahl der Interpreten wie ein in sich zusammenhängender Textkorpus behandelt und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Werken nicht hinreichend gewürdigt worden sind. In besonderem Maße trifft das auf die Naturzustandstheorie zu, die im Zentrum der Hobbes’schen Argumentation steht und in großem Maß für die Entstehung und das Fortdauern der genannten Debatten verantwortlich zu machen ist. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die verschiedenen Fassungen der Naturzustandstheorie endlich einer umfassenden vergleichenden Analyse zu unterziehen, und zwar unter konsequenter Einbeziehung des gerade in der deutschen Hobbes-Forschung kaum beachteten Textes des lateinischen Leviathan. Wie sich eindrucksvoll zeigt, vermag der eingehende Vergleich der Schriften nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Hobbes‘ philosophischer Entwicklung und zur Bestimmung des Stellenwertes des lateinischen Leviathan zu leisten. Er liefert auch einen wichtigen Beitrag zur kritischen Bewertung der vorliegenden Hobbes-Interpretationen und zur Auflösung einiger zentraler Debatten.
Über den Autor
Daniel Eggers, RWTH Aachen.