Die ‚Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie‘, Husserls letztes, unvollendetes Werk, geht auf Vorträge zurück, die er 1935 in Wien und Prag gehalten hat. Die beiden Prager Vorträge gestaltete er zu einer größeren Schrift aus, die eine neue und »eigenständige Einleitung in die transzendentale Phänomenologie« (Vorwort) darstellen sollte.
In dieser Schrift unternimmt er den Versuch, auf dem Wege einer philosophiehistorischen Besinnung auf die Ursprünge wissenschaftlichen Denkens und kritischen Philosophierens die Notwendigkeit einer transzendentalphänomenologischen Umorientierung der Philosophie zu begründen. Er kritisiert den Objektivitätsanspruch modernen wissenschaftlichen und philosophischen Denkens und schlägt statt dessen die »Lebenswelt«, also die noch vortheoretische, vor jeder Wissenschaft zugängliche Welt, als Ausgangspunkt von Wissenschaft und Philosophie vor.
Die vorliegende Neuausgabe der Krisis-Schrift in der Ph B wurde gegenüber den bisherigen Ausgaben um den 3., aus dem Nachlass überlieferten Teil erweitert, in dem Husserl die Problematik des »Lebenswelt«-Begriffs entfaltet.
Über den Autor
Elisabeth Ströker (* 17. August 1928 in Dortmund; † 6. Dezember 2000 in Köln) war eine deutsche Philosophin. Elisabeth Ströker studierte Chemie, Mathematik und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und legte dort in allen drei Fächern ihr Staatsexamen ab. Theodor Litt und Oskar Becker waren ihre philosophischen Lehrer, bei denen sie 1955 mit einer Arbeit über Zahl und Raum in der Naturphilosophie Nicolai Hartmanns promovierte. Sie unterrichtete einige Jahre am Helmholtz-Gymnasium in Bonn, ging dann nach Hamburg an die Universität und wurde Assistentin von Wolfgang Wieland, bei dem sie sich 1963 mit philosophischen Untersuchungen zum Raum habilitierte. 1965 übernahm sie in der Nachfolge von Hermann Glockner die Leitung des Philosophischen Seminars an der Technischen Hochschule Braunschweig. 1971 folgte sie einem Ruf an das Philosophische Seminar der Universität zu Köln. Von 1971 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1993 war sie dort Direktorin des Husserl Archivs. Als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Werner-Reimers-Stiftung hat sie sich besonders um die interdisziplinäre Forschung verdient gemacht. Ihre Arbeiten in der angelsächsischen Welt trugen viel dazu bei, dass man sich dort mehr mit der phänomenologischer Philosophie befasst und auseinandersetzt hat. Ein besonderes Anliegen war ihr die Zusammenarbeit deutscher und lettischer Phänomenologen. Lange leitete sie von deutscher Seite aus die „Lettisch-deutsche Gesellschaft für Philosophie“. Elisabeth Ströker starb am 6. Dezember 2000 in Köln und wurde auf dem dortigen Melaten-Friedhof beigesetzt.