Die Entwicklung des Christusdogmas. Eine psychoanalytische Studie zur sozialpsychologischen Funktion der Religion ist nicht nur die erste größere Arbeit Fromms nach seiner Dissertation im Jahr 1922, sondern stellt einen Meilenstein dar bei der Entwicklung zu Fromms eigener sozialpsychologischer Theorie und Methode. Fromm erklärt die Veränderungen der Bekenntnisformeln der Christen der ersten Jahrhunderte aus deren wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebenspraxis. Religion und religiöse Bekenntnisse sind nicht immun, sondern gesellschaftlich geprägt und haben eine wichtige sozialpsychologische Funktion für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Noch im Freudschen triebtheoretischen Erklärungsrahmen argumentierend, versucht hier Fromm erstmals zu zeigen, „dass wir die Menschen nicht aus ihren Ideen und Ideologien verstehen können, sondern dass wir Ideen und Ideologien nur verstehen können, wenn wir die Menschen verstehen, die sie geschaffen haben und an sie glauben.“ In diesem Buch zeigt Fromm beispielhaft, wie die Lebenspraxis ihren Niederschlag in den psychischen Antriebsstrukturen findet und sich dann in religiösen Bekenntnissen und Idealen Ausdruck verschafft.
Über den Autor
Rainer Funk (geb. 1943) promovierte über die Sozialpsychologie und Ethik Erich Fromms und war von 1974 an Fromms letzter Assistent. Fromm vererbte dem praktizierenden Psychoanalytiker Funk seine Bibliothek und seinen wissenschaftlichen Nachlass. Diese sind jetzt im Erich Fromm Institut Tübingen untergebracht, siehe www.erich-fromm.de.
Darüber hinaus bestimmte er Funk testamentarisch zu seinem Rechteverwalter. 1980/1981 gab Funk eine zehnbändige, 1999 eine zwölfbändige „Erich Fromm Gesamtausgabe“ heraus. Die Texte dieser Gesamtausgabe liegen auch der von Funk mit editorischen Hinweisen versehenen „Edition Erich Fromm“ als E-Book zugrunde.