Was bedeutet die Idee von fühlenden Maschinen für uns Menschen?
Alle reden über Chat GPT, La MDA und ähnliche »große Sprachmodelle«, die Wissensfragen beantworten, Texte schreiben und sogar persönliche Gespräche mit uns führen. Obwohl die Erfindung und Gestaltung dieser Sprachsysteme nicht auf Gefühle abzielen, sondern ausschließlich auf die Sprachverarbeitung, hat sich in den letzten Jahren eine Debatte um die Frage entzündet, ob diese Systeme auf irgendeine Weise fühlen oder eine Art Bewusstsein entwickeln könnten. Und selbst wenn sie alles nur simulieren: Was bedeutet das für uns und unsere Emotionalität? Welcher Umgang mit ihnen ist problematisch, verwerflich oder aber eine willkommene Ergänzung unserer Lebenswelt?
»Affective Computing« ist der Zweig der KI-Forschung, bei dem man für dieses Thema ansetzen muss, denn er hat die technischen Grundlagen: die Nachbildung menschlicher Emotionalität, die Fähigkeit, Gefühle bei anderen zu erkennen, gezielt zu stimulieren und zu simulieren. Eva Weber-Guskar klärt darüber auf, in welchen Bereichen diese emotionalisierte KI bereits verwendet wird, und regt aus philosophischer Perspektive zur Diskussion darüber an, wie sie verantwortungsvoll weiterentwickelt und angewandt werden sollte.
Über den Autor
Eva Weber-Guskar ist Heisenberg-Professorin für Ethik und Philosophie der Emotionen an der Ruhr-Universität Bochum. Sie ist Principal Investigator im interdisziplinären Forschungsprojekt ‚INTERACT! Neue Formen sozialer Interaktion mit intelligenten Systemen‘ und Mitglied des Verbundprojekts ‚Bildersturm: Frauen in der Philosophie sichtbar machen und neue Vorbilder etablieren‘. Vorher war sie u. a. Visiting Scholar an der New York University und Gastprofessorin in Wien, Zürich, Berlin und Erlangen. Sie wurde mit einer Arbeit über das Verstehen von Emotionen promoviert und habilitierte sich mit einem Buch über den Begriff der Menschenwürde. Aktuell arbeitet sie zu Themen der emotionalisierten Künstlichen Intelligenz und zu zeitlichen Aspekten in Theorien des guten Lebens. Daneben schrieb und schreibt sie seit vielen Jahren journalistische Texte zu philosophischen Themen für Medien wie DIE ZEIT, die Süddeutsche Zeitung, das Philosophie Magazin, Deutschlandfunkkultur und Das Magazin aus Zürich. Sie ist Gast bei öffentlichen Diskussionsveranstaltungen und durfte 2019 als Teilnehmerin an einem Panel zur Ethik der Digitalisierung in Harvard den Bundespräsidenten auf einer Sonderreise in die USA begleiten. Seit 2020 ist sie Gründungsmitglied der Redaktion von philpublica.de, einer Onlineplattform zur Vermittlung akademischer Philosophie in der Öffentlichkeit. Ab Herbst 2023 leitet sie außerdem die philosophische Diskussionsreihe ‚Denkraum‘ am Theater Oberhausen.