Seit etwa 1995 beschäftigt sich das Gegenwartstheater verstärkt mit wirtschaftlichen Themen und untersucht das Verhältnis von Ökonomie, Sozialem und Ästhetik. Im Zentrum der Beiträge aus der Theater- und Literaturwissenschaft, der Soziologie, Betriebswirtschaft sowie der Theaterkritik steht das Interesse von Dramatikerinnen und Dramatikern sowie Regisseurinnen und Regisseuren an Arbeit und Arbeitslosigkeit, an Ausbeutungsverhältnissen des Theaters selbst sowie an kollektiven Arbeitsweisen und Netzwerkökonomien. Die Theatermacher_innen entdecken mit diesem Fokus auch das Soziale neu: Sie nutzen die Attraktivität von autobiografischem Material, das Authentizitätspotenzial von Laien auf der Bühne sowie die Produktivität von Teamarbeit. Damit nähert sich das Theater durchaus aktuellen Produktionsformen in der Wirtschaft an, die den Imperativ zur Kreativität integriert haben und auf flexibilisiertes Teamwork setzen.
Über den Autor
Franziska Schößler ist Professorin an der Universität Trier mit einem Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Teilprojektleiterin des Sonderforschungsbereichs 600 »Fremdheit und Armut«. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Gender Studies, Ökonomie und Literatur, Drama und Theater (insb. Gegenwartsdramatik) sowie kulturwissenschaftliche Literaturtheorie.
Christine Bähr (Dr. phil.) ist Akademische Rätin a.Z. im Fach Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind Dramatik und Theater sowie kulturtheoretische Ansätze in der Literaturwissenschaft.