Noch heute hat die religionswissenschaftliche Forschung schwer zu tragen an einer Vergangenheit, die durch eurozentrische Orientierung und mangelnde interkulturell-interreligiöse Ordnung in der Betrachtung ihres Gegenstands gekennzeichnet ist. Es wird immer offensichtlicher, daß diese Forschungsmethode in vielen Fällen keine eindeutige Antwort auf die bestehenden Probleme zu geben vermag.
Der vorliegende Band will nicht die Weltgeschichte der Religionswissenschaft darstellen, sondern versteht sich als eine Einführung in die Interkulturelle Religionswissenschaft, die unterschiedliche religionswissenschaftliche Traditionen mit ihren je eigenen Fragestellungen und Lösungsansätzen als gleichberechtigte Diskursbeiträge zusammenbringt. Insofern wird der Versuch unternommen, Begriffssysteme zu klären, die mit Struktur, Gegenstand und Aufgabe der Interkulturellen Religionswissenschaft als einer interdisziplinären Ausrichtung eng verbunden sind. Es werden drei Ansätze vorgestellt: die Praktische Religionswissenschaft nach Udo Tworuschka, die Engagierte Religionswissenschaft nach Wolfgang Gantke und die Angewandte Religionswissenschaft nach Richard Friedli. Die Darstellung zeigt, daß diese Ansätze der Sache nach viele Gemeinsamkeiten aufweisen.
Über den Autor
Hamid Reza Yousefi, geboren 1967, ist Doktor der Philosophie an der Universität Trier. Seine Forschungsbereiche sind interkulturelle Philosophie, Interkulturelle Religionswissenschaft und diskurshistorische Toleranzforschung. Insbesondere interessiert ihn Gustav Menschings Toleranzkonzeption.