Ein Heft zur Konstruktion von Heimat-Bildern und Gemeinschaften in der Diaspora und Extremsituationen.
Gruppen, die sich unter äußerem Druck, schwierigen oder gar extremen Verhältnissen wieder finden, bilden oft überraschend starke Identitäten aus und generieren Ressourcen der Kohäsion von oft ungewöhnlicher Qualität und Wirkungskraft. Personen und Gruppen im Exil, unter Bedingungen des Kriegseinsatzes, der Gefangenschaft oder in migrantischen Verhältnissen sind unter dem Druck der Verhältnisse oft erstaunlich kreativ. Sie bilden Settings und Netzwerke, entfalten symbolische Ressourcen, die die Beteiligten und ihre sozialen Dynamiken effektvoll stabilisieren. Die aktuelle Situation rasch wachsender Bevölkerungsbewegungen im Zeichen von Migration und Flucht erhöht schrittweise auch die Aufmerksamkeit für historische Erfahrungen.
Dieses Themenheft möchte Formen solcher Netzwerkbildung nachgehen und jenes Reservoir von Bildern und Symbolen durchmustern, das zu ihrer Festigung beiträgt. Hierzu haben der Herausgeber und die Herausgeberin den klassischen Topos der ‚Imagined Communities‘ von Benedict Anderson dialektisch gewendet und zur ‚community of images‘ umgedeutet.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Franceso Frizzera
Tra valle, regione, Stato e Impero. I profughi trentini nella Prima guerra mondiale e il concetto di spazio
Markus Wurzer
Gruppenzugehörigkeit als fotografisches Ereignis. Gruppenbilder aus dem Italienisch-Abessinischen Krieg 1935–1941
Susanne Korbel
Die Austrian Refugee Groups am Central Park. Identifikationen mit und (Raum-)Wahrnehmungen von ‚Ur-Wiener-Gemütlichkeit‘ im New York der 1930er und 1940er Jahre
John Starosta Galante
Buenos Aires and the making of italo-argentinidad, 1915–1919
Sabine von Löwis
Konfessionelle Räume in der Westukraine: Annäherungen, Abgrenzungen und Überlagerungen
Aufsätze / Contributi
Michael M. Hammer
Das Frauenhaus in Bozen. Ein Fallbeispiel für das spätmittelalterliche Bordellwesen
Liliana De Venuto
Franz Gottfried Troilo: dalla Valle Lagarina alla corte dell’imperatore Rodolfo II
Forum
Edith Pichler
Migrazioni e milieus: diversificazioni di comunità e immagini
Francesca Brunet
‚Verrei a vivere, ove ora tu vivi, terra libera, terra beata!‘. Esuli austriaci negli Stati Uniti d’America (XIX secolo): un progetto in corso
Lienhard Thaler
Missionskreuz – Kruckenkreuz – Hakenkreuz. Die Tiroler Kapuzinermissionare in der Mandschurei und der ‚Anschluss‘ 1938
Thomas Götz
Diroll divers – oder: Die Dialektik von Einheit und Vielfalt regionalgeschichtlich betrachtet. Ein Rezensionsessay zu Francesca Brunet/Florian Huber (Hg), Vormärz. Eine geteilte Geschichte Tirols / Una storia condivisa trentino-tirolese, Innsbruck 2017.
Rezensionen / Recensioni
Johannes Feichtinger/Heidemarie Uhl (Hg), Habsburg neu denken. Vielfalt und Ambivalenz in Zentraleuropa. 30 kulturwissenschaftliche Stichworte. (Marco Bellabarba)
Elio Krivdić/Günther Dankl (Hg.), Artur Nikodem. Maler und Fotograf der Moderne. (Günther Moschig)
Stefan Lechner, Die Absiedlung der Schwachen in das ‚Dritte Reich‘. Alte, kranke, pflegebedürftige und behinderte Südtiroler 1939–1945. (Markus Leniger)
Tullio Omezzoli, Giustizia partigiana. (Santo Peli)
Gustav Pfeifer/Maria Steiner (Hg.), Bruno Kreisky und die Südtirolfrage/Bruno Kreisky e la questione dell’Alto Adige (Joachim Gatterer)
Eva Pfanzelter/Dirk Rupnow (Hg), einheimisch, zweiheimisch, mehrheimisch. Geschichte(n) der neuen Migration in Südtirol. Kurt Gritsch, Vom Kommen und Gehen. Migration in Südtirol (Giorgio Mezzalira)
Abstracts
Autoren und Autorinnen / Autori e autrici
Über den Autor
Seit mehr als zwanzig Jahren stellt die Zeitschrift ‚Geschichte und Region/Storia e regione‘ einen kritischen und originellen Orientierungs- und Bezugspunkt in der regionalgeschichtlichen Literatur Tirols dar. Mit ihrer thematisch breiten, interdisziplinären Ausrichtung und ihren methodisch innovativen Ansätzen ist sie eine etablierte Alternative und Ergänzung zur klassischen Landesgeschichte. Als Forum für vergleichende Regionalgeschichte des mittleren Alpenraumes versucht die Zeitschrift, das oft geforderte Desiderat eines Vergleichs neuer regionalgeschichtlicher Studien ein Stück weit umzusetzen. Eine Besonderheit ist die Zweisprachigkeit der Zeitschrift (deutsch-italienisch), die sich als Kontaktstelle und Scharnier zwischen der italienischen und österreichisch-deutschen Forschungslandschaft begreift.