‚Die Dämonen‘ ist einer der bedeutendsten Großstadtromane dieses Jahrhunderts. Gestalten des Wiener Großbürgertums und des Adels, Arbeiter und Intellektuelle, aber auch Typen der Halb- und Unterwelt sind zu einem schillernden gesellschaftlichen Gewebe verflochten. Hinter dem eleganten Charme der Fünfuhrtees und Tennisturniere werden Unsicherheit, politische Fragwürdigkeiten und sexuelle Ausschweifung sichtbar. Die Handlung läuft von Anfang an auf den Brand des Wiener Justizpalastes am 15. Juli 1927 zu, den Doderer als ‚Cannae der österreichischen Freiheit‘ begreift: Im Verlauf der Auseinandersetzungen zwischen ‚Frontkämpfern‘ und Republikanischem Schutzbund waren mehrere Arbeiter umgebracht worden. Nach dem Freispruch der Mörder durch die Justiz brachen Arbeiterunruhen aus, die von der Polizei blutig niedergeschlagen wurden. Obwohl die Schicksale der Figuren meist nur indirekt mit diesem historischen Ereignis verknüpft sind, gehört es zu Doderers kunstvoller Komposition, daß sich zahlreiche ihrer Lebensprobleme an diesem Tag klären.
Über den Autor
Heimito von Doderer (1896 – 1966) gilt seit der Veröffentlichung seiner beiden großen Wiener Romane ‚Die Strudlhofstiege‘ (1951) und ‚Die Dämonen‘ (1956) als einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.