Neue Deutsche Rechtschreibung
Till Eulenspiegel ist der weltweit bekannteste Narr, ein Symbol für Schadenfreude und Spott.
Till Eulenspiegel (auch Ulenspegel, Ulenspiegel) spielte seine Streiche vor allem in der Braunschweiger Region, ging aber auch nach Berlin, Ulm, Nürnberg, Prag und Rom. Er soll um 1300 in Kneitlingen am Elm geboren sein und starb 1350 in Mölln, wo sich auch ein Gedenkstein befindet. Aber bis heute weiß man nicht, ob Till Eulenspiegel tatsächlich existierte.
Hermann Bote überlieferte die Lebensgeschichten und grotesken Abenteuer von Till Eulenspiegel in einem Volksbuch ‚Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel‘. Die älteste erhaltene Version des Buches stammt aus den Jahren 1510/1511. In ihr beschreiben 96 historische Erzählungen die schalkhaften Streiche dieses derben Zeitgenossen. Eulenspiegel ist nicht nur ein Narr, sondern auch ein fauler Gelegenheitsarbeiter, Gauner, Schmarotzer, Bauernfänger und Beutelschneider. Er lügt, betrügt, verhöhnt und erpresst die Leute, wohin er auch kommt.
Mag Eulenspiegel wie ein Narr handeln, so ist er doch ein gewitzter Hasardeur, der seinen Mitmenschen den Spiegel vorhält, und ihre Worte allzu gerne wörtlich nimmt; nur um sie dann der Lächerlichkeit preiszugeben. Er entlarvt damit auch die Missstände seiner Zeit.
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Inhaltsverzeichnis
Wer war till Eulenspiegel?
Die 1. Historie sagt, wie Till Eulenspiegel geboren, dreimal an einem Tage getauft wurde und wer seine Taufpaten waren.
Die 2. Historie sagt, wie alle Bauern und Bäuerinnen über den jungen Eulenspiegel klagten und sprachen, er sei ein Nichtsnutz und Schalk; und wie er auf einem Pferd hinter seinem Vater ritt und stillschweigend die Leute hinten in seinen Arsch sehen ließ.
Die 3. Historie sagt, wie Claus Eulenspiegel von Kneitlingen hinweg zog an den Fluss Saale, woher Tills Mutter gebürtig war, dort starb, und wie sein Sohn auf dem Seil gehen lernte.
Die 4. Historie sagt, wie Eulenspiegel den Jungen etwa zweihundert Paar Schuhe von den Füßen abschwatzte und machte, dass sich alt und jung darum in die Haare gerieten.
Die 5. Historie sagt, wie Till Eulenspiegels Mutter ihn ermahnte, ein Handwerk zu lernen, wobei sie ihm helfen wollte.
Die 6. Historie sagt, wie Eulenspiegel in der Stadt Staßfurt einen Brotbäcker um einen Sack voll Brot betrog und es seiner Mutter heimbrachte.
Die 7. Historie sagt, wie Eulenspiegel das Weck- oder Semmelbrot mit anderen Jungen im Übermaß essen musste und noch dazu geschlagen wurde.
Die 8. Historie sagt, wie Eulenspiegel es machte, dass sich die Hühner des geizigen Bauern um die Lockspeise zerrten.
Die 9. Historie sagt, wie Eulenspiegel in einen Bienenkorb kroch, zwei Diebe in der Nacht kamen und den Korb stehlen wollten und wie er es machte, dass die beiden sich rauften und den Bienenkorb fallen ließen.
Die 10. Historie sagt, wie Eulenspiegel ein Hofjunge wurde und ihn sein Junker lehrte, wo er das Kraut »Henep« fände, solle er hineinscheißen; da schiss er in den Senf (»Senep«) und meinte, »Henep« und »Senep« sei ein Ding.
Die 11. Historie sagt, wie Eulenspiegel sich in Hildesheim bei einem Kaufmann als Koch und Stubenheizer verdingte und sich dort sehr schalkhaftig benahm.
Die 12. Historie sagt, wie Eulenspiegel dem Kaufmann in Hildesheim das Haus räumte.
Die 13. Historie sagt, wie sich Eulenspiegel bei einem Pfarrer verdingte und wie er ihm die gebratenen Hühner vom Spieß aß.
Die 14. Historie sagt, wie Eulenspiegel in dem Dorf Büddenstedt Küster wurde und wie der Pfarrer in die Kirche schiss, so dass Eulenspiegel eine Tonne Bier damit gewann.
Die 15. Historie sagt, wie Eulenspiegel in der Ostermesse ein Spiel machte, dass sich der Pfarrer und seine Haushälterin mit den Bauern rauften und schlugen.
Die 16. Historie sagt, wie Eulenspiegel in Magdeburg verkündete, vom Rathauserker fliegen zu wollen, und wie er die Zuschauer mit Spottreden zurückwies.
Die 17. Historie sagt, wie Eulenspiegel sich für einen Arzt ausgab und des Bischofs von Magdeburg Doktor behandelte, der von ihm betrogen wurde.
Die 18. Historie sagt, wie Eulenspiegel Brot kaufte nach dem Sprichwort: »Wer Brot hat, dem gibt man Brot«.
Die 19. Historie sagt, wie Eulenspiegel immer ein falbes Pferd ritt und nicht gerne war, wo Kinder waren.
Die 20. Historie sagt, wie ein Bauer Eulenspiegel auf einen Karren setzte, darin er Pflaumen zum Markt nach Einbeck fahren wollte, die Eulenspiegel beschiss.
Die 21. Historie sagt, wie Eulenspiegel sich bei dem Grafen von Anhalt als Turmbläser verdingte; und wenn Feinde kamen, so blies er sie nicht an, und wenn keine Feinde da waren, so blies er sie an.
Die 22. Historie sagt, wie Eulenspiegel ein Brillenmacher wurde und in allen Landen keine Arbeit bekommen konnte.
Die 23. Historie sagt, wie Eulenspiegel seinem Pferd goldene Hufeisen aufschlagen ließ, die der König von Dänemark bezahlen musste.
Die 24. Historie sagt, wie Eulenspiegel den Schalksnarren des Königs von Polen mit grober Schalkheit überwand.
Die 25. Historie sagt, wie Eulenspiegel das Herzogtum Lüneburg verboten wurde und wie er sein Pferd aufschnitt und sich hineinstellte.
Die 26. Historie sagt, wie Eulenspiegel im Lüneburger Land einem Bauern einen Teil seines Ackers abkaufte und darin in einem Sturzkarren saß.
Die 27.
Über den Autor
Hermann Bote war ein Zollschreiber und mittelniederdeutscher Chronist, Schriftsteller und Verfasser politischer Streitschriften. Er gilt als der Verfasser der Till-Eulenspiegel-Geschichten.