In der Debatte um das »kulturelle Gedächtnis« wird die Geschlechterdifferenz kaum berücksichtigt. Doch ob Denkmäler, Filme, Autobiografien oder Gedenkfeiern: Wie die Beiträge des Bandes zeigen, spielen Vorstellungen von »männlich« und »weiblich« in der Rezeption des Nationalsozialismus und den Konstruktionen nationaler Identitäten nach 1945 eine zentrale Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Sigrid Jacobeit
Soziales Gedächtnis und Geschlechterdifferenz. Eine Einführung
Silke Wenk/Insa Eschebach
VERLEUGNUNGEN
Tabu Lagerbordell. Vom Umgang mit der Zwangsprostitution nach 1945
Christl Wickert
Un/Mögliche antifaschistische Heldinnen. Die ‚Ravensbrücker Ballade‘ von 1961
Christa Schikorra
Die verlorene Unschuld des Gedächtnisses. Soziale Amnesie in Holland und sexuelle Gewalt im Zweiten Weltkrieg
Jolande Withuis
Das Geschlecht des Schweigens. Israelischer Zionismus und die Shoah
Ronit Lentin
SAKRALISIERUNGEN
Heilige Stätte – imaginierte Gemeinschaft. Geschlechtsspezifische Dramaturgien im Gedenken
Insa Eschebach
Christliche Legenden der Versöhnung. Edith Stein, Maximilian Kolbe und die Ravensbrücker Ordensschwestern
Constanze Jaiser
Die Bildformel Pietà. Religiös tradierte Geschlechterbilder in Symbolisierungen des Nationalsozialismus
Susanne Lanwerd
‚Live‘ vom Soldatenfriedhof. Anne Frank und die Inszenierung des Bitburg-Besuchs von Reagan
Isabelle Freda
SEXUALISIERUNGEN
Täter-Fotografien in der Kunst nach dem Holocaust. Geschlecht als ein Idiom der Erinnerung
Marianne Hirsch
Von der ‚Umkehr aller Weiblichkeit‘. Charakterbilder einer KZ-Aufseherin
Julia Duesterberg
Der Bann eines Bildes. Ilse Koch, die ‚Kommandeuse von Buchenwald‘
Alexandra Przyrembel
Rhetoriken der Pornografisierung. Rahmungen des Blicks auf die NS-Verbrechen
Silke Wenk
VERSCHIEBUNGEN
Opfer, Störenfriede und Überlebende. Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung jüdischer Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland
Atina Grossmann
Zeugnisse des Verbrechens und Geschichten vom Überleben. Re-Präsentationen des Holocaust in Erinnerungsberichten
Irith Dublon-Knebel
Mütter und Kämpferinnen. Geschlechterbilder in israelischen Shoah-Denkmälern
Judith Tydor Baumel
Feminisierte Trauer und aufgerichtete Helden. Figürliche Denkmäler der frühen Nachkriegszeit in Deutschland und Österreich
Kathrin Hoffmann-Curtius
Die Wiederkehr des Künstler-Helden. Jochen Gerz im ‚Duell mit der Verdrängung‘
Corinna Tomberger
Über den Autor
Insa Eschebach, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt: Strafverfahren gegen das Ravensburger SS-Personal an der Gedenkstätte Ravensbrück.
Sigrid Jacobeit, PD Dr. phil., lehrt am Fachbereich Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.
Silke Wenk ist Professorin für Kunstwissenschaften und Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg.