Wie ordnet sich Praxis über die lokale Situation hinaus? Wie bilden sich Praxisformen heraus, wenn nicht lediglich durch Wiederholung und Routine? Und wie weit lässt sich das praxistheoretische Projekt der begrifflichen Ausdünnung und empirischen Konkretisierung treiben?
Jan-Hendrik Passoth greift auf eine Antwort zurück, die Bruno Latour und Steve Woolgar für die Akteur-Netzwerk-Theorie in der Wissenschafts- und Technikforschung gegeben haben: Es sind die Umstände, die Praxis ordnen – das, was herumsteht. Er arbeitet damit eine praxistheoretische Heuristik aus, die mit möglichst wenigen Grundannahmen auskommt, und fixiert sie mittels konzeptioneller und methodischer Sicherheitsgurte der Akteur-Netzwerk-Theorie wie Symmetrie, Multiplizität und Bruchstückhaftigkeit.
Über den Autor
Jan-Hendrik Passoth ist Professor für Techniksoziologie an der European New School of Digital Studies, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Er forscht zu soziologischen Praxistheorien und arbeitet zur Rolle digitaler Infrastrukturen für Demokratie und Politik, zu Softwareentwicklung als verantwortungsvolle soziale Praxis und über die Möglichkeiten der Intervention in und Kritik an Digitalisierungsprojekten durch kritisches Design.