Generationengerechtigkeit, Altersdiskriminierung und soziale Sicherheit sind Schlagworte einer demografischen Debatte, die nicht nur die Politik und Wissenschaft herausfordert, sondern auch in der Bevölkerung Sorgen und Ängste hervorruft. Der demografische Wandel setzt die demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft unter Druck. Eine schrumpfende Bevölkerung, eine alternde Gesellschaft und neue regionale Ungleichgewichte zwischen verlassenen Orten und wachsenden Städten provozieren Verteilungsfragen und polarisieren die Sozialordnung des Wohlfahrtsstaates. Wie wird mit immer markanter formulierten Partikularinteressen unterschiedlicher Bevölkerungs- und Altersgruppen umgegangen? Und in welchen Lebensbereichen stellen die demografischen Veränderungen die normativen Orientierungen und strukturellen Grundlagen des Gemeinwesens in Frage? Die Autoren lenken die Aufmerksamkeit auf Wohlstandskonflikte und Verteilungsfragen, allesamt Entwicklungen, die Gestalt, Form und Mentalität des Sozialen prägen. Erweist sich der demokratische Wohlfahrtsstaat als flexibel genug, die demografische Herausforderung anzunehmen? Jenseits von Niedergangsszenarien und Heilsversprechen à la ‚Weniger sind mehr‘ wird hier erstmals auf verfassungs-, infra- und wohlfahrtsstruktureller Ebene nicht nur eine differenzierte Analyse des konfliktreichen Spannungsverhältnisses zwischen Demografie und Demokratie vorgestellt, sondern auch eine Perspektive entwickelt, wie die gefährdeten demokratischen und sozialen Grundlagen unserer Gesellschaft bewahrt werden könnten.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
I Demografie und Demokratie
II Verfassungsstruktur
1. Politik
2. Familie
3. Altersdiskriminierung
4. Soziale Sicherheit
5. Teilhabe
6. Kommunen, Eigentum, Klimaschutz
7. Finanzen
III Infrastruktur
1. Infrastruktur, Daseinsvorsorge, Lebensverhältnisse
2. Demografische De-Infrastrukturalisierung
3. Defensive Ignoranz
4. Verantwortungs- und Bedarfsstruktur
5. Neue Sichtbarkeit der Infrastrukturen
IV Wohlfahrtsstruktur
1. Wir sind dann mal weg. Von gelichteten Räumen zu gelichteten Sozialstrukturen
2. Wer spricht hier? Vom öffentlichen Amt zur Entprofessionalisierung der Verwaltung
3. Aufgabe als Aufgabe? Von der schrumpfenden Gesellschaft zur Unverbindlichkeit bürgerschaftlichen Engagements
V Zur Politisierung des Wohlfahrtsstaates
Bibliografie
Zur Autorin und zu den Autoren
Über den Autor
Jens Kersten, Prof. Dr., geb. 1967, Professor für Öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Claudia Neu, Prof. Dr. , geb. 1967, Professorin für Allgemeine Soziologie an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach.
Berthold Vogel, PD Dr. disc. pol. ist Soziologe und Wissenschaftler und Forschungsprojektleiter im Arbeitsbereich Die Gesellschaft der Bundesrepublik am Hamburger Institut für Sozialforschung sowie seit 2011 Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) an der Universität Göttingen. Er lehrt als Privatdozent an der Universität Kassel und ist seit 2008 Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen in der Schweiz. Seine Arbeitsschwerpunkte sind politische Soziologie sozialer Ungleichheit, Wandel der Arbeitswelt und die Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates.