Innerhalb der heutigen akademischen Ethik besteht ein breiter Konsens, dass im Mittelpunkt der Moral moralische Urteile stehen, mit denen ein menschliches Handeln positiv oder negativ bewertet wird. Nach dieser Sicht hat Ethik die Aufgabe, derartige Urteile zu begründen. Diese Auffassung wird in diesem Buch einer eingehenden Kritik unterzogen. Sie beruht auf einer Verwechslung von Urteilen mit Handlungsgründen und hat zur Folge, dass an die Stelle der klugen Erwägung der Gründe für moralisches Handeln die scharfsinnige Konstruktion von Argumenten für moralische Urteile tritt. Hieraus resultieren die offenkundigen Kommunikationsprobleme zwischen Ethikexperten und ethischen Laien. Demgegenüber ist es die These dieses Buches, dass es in der Ethik nicht um Begründen, sondern um Verstehen geht. Dies wird an verschiedenen Themen vorgeführt: dem Verständnis von Menschenwürde, Menschenrechten und Gerechtigkeit, dem Verständnis des menschlichen Handelns und Verhaltens sowie der Beziehung zwischen Moral, Ethik und Religion.
Über den Autor
Prof. em. Dr. Johannes Fischer lehrte Theologische Ethik an der Universität Zürich und war Leiter des Forschungsschwerpunkts Ethik dieser Universität.