Sozialer Wandel hat seine eigene Theoretisierung eingeholt: Die modernisierungstheoretische Vorstellung eines linearen, rationalen, universalgesetzlichen Fortschritts stößt an die Grenzen ihrer Erklärungskraft. Julia Elven schlägt daher eine praxistheoretische Wandelforschung vor, die gesellschaftliche Transformationen auf Basis ihres konkreten praktischen Geschehens analysierbar macht. Sozialer Wandel kommt dann als dezentraler, multidirektionaler, kontingenter Prozess in den Blick, der unterschiedlichen Logiken zugleich folgt. Denn nicht in der Suche nach dem allgemeinen rationalen Prinzip hinter sozialen Dynamiken, sondern in der Rekonstruktion der Interferenzen divergierender Rationalitäten liegt der Schlüssel zum Verständnis sozialen Wandels.
Über den Autor
Julia Elven (Dipl.-Soz.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Sie promovierte im Fach Soziologie an der Universität zu Köln und forscht zu sozialen, insbesondere organisational vermittelten Bedingungen von Bildungsprozessen in Studium und beruflicher Laufbahn. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Theorien sozialen Wandels, Bildungs- und Laufbahnforschung sowie Organisationsforschung.