Auf den europäischen und globalen Arbeitsmärkten ist im Zuge der Finanzkrise eine zunehmende Prekarisierung zu beobachten. Ausgehend von diesem Befund lenken die Autorinnen und Autoren den Blick auf neue soziale Ungleichheiten in Europa und dabei auf die Folgen einer – am deutschen Modell ausgerichteten – aktivierenden, marktkonformen Regulierung von Arbeit: Die Rezepte des »deutschen Jobwunders« verhindern Wachstum geradezu, tragen wenig zur Lösung der Schuldenproblematik bei und verstärken die Gefahr sozialer, ja gewalttätiger Konflikte. Das Buch liefert eine Bestandsaufnahme der aktuellen Arbeitsmarktsituation in Europa, diskutiert kritisch die Übertragbarkeit des deutschen Modells und skizziert darüber hinaus alternative Ansätze einer nachhaltigeren Arbeitspolitik und Wirtschaftsdemokratie.
Mit Beiträgen von Brigitte Aulenbacher, Martin Baethge, Martin Beckmann, Adelheid Biesecker, Kristina Binner, Gerhard Bosch, Maria Dammayr, Klaus Dörre, Nico Dragano, François Dubet, Kerstin Jürgens, Steffen Lehndorff, Steffen Liebig, Josep Banyuls Llopis, Maria Markantonatou, Albert Recio, Stefan Schmalz, Olaf Struck, Hans-Jürgen Urban, Edward Webster, James Wickham und Erik Olin Wright.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorwort 9
Ein Europa der Spaltungen und Polarisierungen? Arbeit im Sog des Marktfundamentalismus 11
Klaus Dörre, Kerstin Jürgens, Ingo Matuschek
1. Europa und die globale Krise der Arbeit
Sozialkapitalismus und Krise: Von der inneren Landnahme zu äußerer Dominanz 25
Klaus Dörre
Wandlungen des Kapitalismus und Konzeptionen sozialer Gerechtigkeit 51
François Dubet
Dilemmata der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert: Warum ein kapitalistisches System zur Verteilung von Arbeit und Einkommen mit sozialer Gerechtigkeit und mit einer Politik ökologischer Nachhaltigkeit unvereinbar ist 71
Erik Olin Wright
2. Neue Ordnung für den Arbeitsmarkt: Regulierung, Qualifizierung und ‚Gute Arbeit‘
Neuordnung des deutschen Arbeitsmarkts 91
Gerhard Bosch
Das deutsche Qualifizierungsmodell – Blaupause für Europa im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit? 107
Martin Baethge
Europäische Arbeitsmärkte – Arbeitsmarkt Europa 125
Olaf Struck
Gruppenarbeit revisited: Pyrrhussieg oder (erstarrter) demokratischer Erfolg? 145
Ingo Matuschek, Madeleine Holzschuh
3. Soziale Konflikte in Europa: Alte und neue Akteure
Die Agenda-Legende: Die neue Karriere des ‚Modells Deutschland‘ in Europa 165
Steffen Lehndorff
Das irische Beschäftigungsmodell, die Krise und das eigenartige Überleben des Sozialstaats 181
James Wickham
Spanien: Eine Krise in der Krise 197
Josep Banyuls Llopis und Albert Recio
Die Entwertung der Arbeit, die Automatik der Sparpolitik und die Krise in Griechenland 217
Maria Markantonatou
Ein neuer Protestzyklus? Zum Wandel des sozialen Konflikts in Westeuropa 229
Stefan Schmalz und Steffen Liebig
4. Neue Belastungen in der Arbeitswelt
Arbeitsbelastungen und Gesundheit in Europa: Verteilungsmuster und Trends 249
Nico Dragano und Thorsten Lunau
Gesundheitliche Belastungen neu justieren: Die Position der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) 265
Norbert Breutmann
Zeit für eine Modernisierung des Arbeitsschutzes: Zur Anti-Stress-Initiative der IG Metall 277
Andrea Fergen
Die Schattenseite des Erfolgs: Erfahrungsbericht aus der globalen SAP-Welt 293
Ralf Kronig
Die Grenzen des leistungsfähigen Selbst – Anmerkungen zur Debatte um Erschöpfung durch Arbeit 309
Stefanie Graefe
5. ‚Sinnvolle Arbeit‘
‚Sinnvolle Arbeit‘: der Maßstab ‚Guter Arbeit‘ 325
Kerstin Jürgens
Gute Arbeit und soziale Teilhabe: Wie marktgerecht darf es denn sein? Leitbilder in Wissenschaft und Pflege in Großbritannien, Österreich und Schweden 339
Brigitte Aulenbacher, Kristina Binner, Maria Dammayr
Sinnvolle Arbeit aus sozialökologischer Perspektive 353
Adelheid Biesecker
Perspektiven für gute Dienstleistungsarbeit und hochwertige Dienstleistungen in Europa 367
Martin Beckmann
Wirtschaftsdemokratie – ein Ausweg aus dem postdemokratischen Europa? 381
Hans-Jürgen Urban
Autorinnen und Autoren 397
Über den Autor
Klaus Dörre ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Universität Jena. Kerstin Jürgens ist Professorin für Mikrosoziologie an der Universität Kassel. Ingo Matuschek, Dr. rer. soc., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Jena.