Würzburg liegt in Trümmern. Die Menschen hausen in den seltsamsten Unterkünften. Manchmal findet einer, wenn er morgens aufwacht, was er am dringendsten braucht: eine Hose, ein Paar Schuhe, eine warme Decke. Als Spender zeichnen DIE JÜNGER JESU. Wer sind die ‚Vollstrecker der Gerechtigkeit‘, und welche Ziele verfolgen sie? Ein halbes Jahrhundert nachdem sich die ‚Räuberbande‘ von ihren romantischen Freiheitsidealen verabschiedet hat, beginnt für Würzburg ein neues Kapitel. Die elf Jungen, die als Jünger Jesu tatkräftig für eine gerechte Verteilung irdischer Güter sorgen, unterscheiden sich durch ihr praktisches Handeln von den abenteuerlichen Rachegelüsten ihrer Großväter. Sie werden dabei mit Kräften konfrontiert, die Vergangenes wiederbeleben wollen, und sei es mit Gewalt und Mord. Leonhard Frank gelingt ein authentisches Bild vom konfliktreichen Leben im amerikanisch besetzten Nachkriegsdeutschland.
Über den Autor
Leonhard Frank wurde am 4. September 1882 in Würzburg geboren. Sein Vater war Schreiner, er selbst ging zu einem Schlosser in die Lehre, arbeitete als Chauffeur, Anstreicher, Klinikdiener. Talentiert, aber mittellos, begann er 1904 ein Kunststudium in München. 1910 zog er nach Berlin, entdeckte seine erzählerische Begabung und verfaßte seinen ersten Roman, „Die Räuberbande“, für den er den Fontane-Preis erhielt. Im Kriegsjahr 1915 mußte er in die Schweiz fliehen: Er hatte Zivilcourage gezeigt und handgreiflich seine pazifistische Gesinnung kundgetan. Hier schrieb er Erzählungen gegen den Krieg, die 1918 unter dem berühmt gewordenen Titel „Der Mensch ist gut“ erschienen. Von 1918 bis 1933 lebte er wieder in Berlin, nun schon als bekannter Autor. 1933 mußte er Deutschland erneut verlassen, diesmal für siebzehn Jahre. Die Stationen seines Exils waren die Schweiz, England, Frankreich, Portugal und zuletzt Hollywood und New York. 1952, zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus den USA, veröffentlichte er den autobiographischen Roman „Links wo das Herz ist“. Leonhard Frank, „ein Gentleman, elastisch, mit weißen Haaren, der in seinem langen Leben alles gehabt hat: Hunger, Entbehrung, Erfolg, Geld, Luxus, Frauen, Autos und immer wieder Arbeit“ (Fritz Kortner), starb am 18. August 1961 in München.