Mit »Henrik Ibsens Frauen-Gestalten« legte Lou Andreas-Salomé 1892 den Grundstock für ihren Ruhm als Autorin und Interpretin der literarischen Moderne. Nur zwei Jahre später folgte ihr Buch »Friedrich Nietzsche in seinen Werken«, das diese Bekanntheit weiter festigte. Aus der Ibsen-Forschung sind ihre einfühlenden Analysen seiner Familiendramen bis heute nicht wegzudenken.
Motiviert durch ihre eigene Lebenssituation, ist es vor allem Ibsens großes Thema der »Selbstverwirklichung in der Ehe«, das Lou Andreas-Salomé interessiert. Ihre Fähigkeit, die Problematik der Frauen-Gestalten von Nora bis Hedda Gabler empathisch zu durchdringen und die Befreiungsstrategien literarischer Figuren so zu beschreiben, als seien sie reale Frauen, macht den besonderen Erkenntnisgewinn ihrer Studien aus und erhebt den Text zudem in den Rang einer eigenen Dichtung.
Die Neuausgabe der Erstauflage – ergänzt durch die wichtigsten zeitgenössischen Rezensionen, die das Buch begeistert besprachen – ermöglicht nun endlich wieder den Zugang zu einem der zentralen Werke Lou Andreas-Salomés und bietet der Ibsen- und Naturalismusforschung unverzichtbares Material.
Inhaltsverzeichnis
Zu Lou Andreas-Salomé 2
Zur Herausgeberin 2
Editorische Notiz 6
Henrik Ibsens Frauen-Gestalten 7
– Ein Märchen zur Einleitung 9
– Nora (»Ein Puppenheim«) 21
– Frau Alving (»Gespenster«) 43
– Hedwig (»Die Wildente«) 58
– Rebekka (»Rosmersholm«) 81
– Ellida (»Die Frau vom Meere«) 103
– Hedda (»Hedda Gabler«) 135
Materialien 167
– Wilhelm Bölsche: Sechs Kapitel Psychologie nach Ibsen (1891) 169
– Fritz Mauthner: Henrik Ibsens Frauen-Gestalten (1892) 174
– Otto Harnack: Henrik Ibsens Frauen-Gestalten (1892) 175
– Theodor Heuss: Lou Andreas-Salomé (1908) 177
– Heinrich Meyer-Benfey: Lou Andreas-Salomé (1931) 179
Verzeichnis der Erstdrucke/Erläuterungen 181
Nachwort 205
Literatur 250
Siglen und Abkürzungen 252
Zeittafel 255
Personenverzeichnis 257
Über den Autor
Das Leben der Lou Andreas-Salomé, die am 12. Februar 1861 in
St. Petersburg geboren wurde und am 5. Februar 1937 in Göttingen
verstorben ist, umfasst die Emanzipation vom zaristischen
Russland mit Hilfe eines sehr scharfen und sich keinerlei Zwängen
beugenden Verstands, die finanzielle Unabhängigkeit mit
Hilfe der Schriftstellerei und die bereitwillige umfassende
Akzeptanz des psychoanalytischen Prinzips in Bewunderung
ihres Gründers.
Die Stadien dieses Lebens könnten auch betitelt werden mit
den Weggefährten jener Zeiten – Friedrich Nietzsche, Rainer
Maria Rilke, Sigmund Freud –, man wird damit jedoch diesem
selbstbestimmten Frauenleben nicht annähernd gerecht.
Eine ausführliche Lebensbeschreibung von Lou Andreas-Salomé
(»Lou Andreas-Salomé. ›Wie ich dich liebe, Rätselleben‹.
Eine Biographie« von Michaela Wiesner-Bangard und Ursula
Welsch) ist über den Buchhandel oder als E-Book (erweitert um
ein Kapitel zur psychoanalytischen Theorie und Praxis von Lou
Andreas-Salomé) über die Medien Edition Welsch zu beziehen.