Bei den Demonstrationen im Jahr 2000 gegen die Rechtsregierung in Wien ging immer ein junges Paar. Sie trugen ein Plakat mit sich: »Gegen die tägliche Beleidigung« stand auf den Deckel einer Obstkiste geschrieben. Sie trugen das Plakat gemeinsam, eng aneinadergelehnt.
Gegen die Verächtlichkeit von Macht ging es da. Gegen die sichtbare Beleidigung aller außerhalb der Gemeinschaft der Mächtigen. Aber wie kommt es zu Macht? In welchen Verhüllungen und Verkleidungen tritt sie auf?
Marlene Streeruwitz übersetzt in einem Streifzug durch Texte der Hochkultur und des Trivialen diese Texte ins Wörtliche und kommt so der Architektur der Macht auf die Spur. Das ist eine leidenschaftliche Reise mit Hilfe von Verlangsamung und Untertönung, die Frage entlang, wie die Erzählung von der Macht weitergegeben wird. Das Ergebnis ist eine vorsichtige Eroberung ertragbarer Unsicherheiten und die Erkenntnisse daraus.
Der Band versammelt Vorlesungen und Vorträge aus den Jahren 2000 bis 2004.
Über den Autor
Marlene Streeruwitz, in Baden bei Wien geboren, studierte Slawistik und Kunstgeschichte und begann als Regisseurin und Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter zuletzt den Bremer Literaturpreis und den Preis der Literaturhäuser. Ihr Roman »Die Schmerzmacherin.« stand 2011 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen der Roman »Flammenwand.« (Longlist Deutscher Buchpreis 2019), die Breitbach-Poetikvorlesung »Geschlecht. Zahl. Fall.« (2021), der Roman »Tage im Mai.« (2023) sowie die Bände »Handbuch für die Liebe.« und »Handbuch gegen den Krieg.« (2024).
Literaturpreise (u.a.):
Mara-Cassens-Preis 1996
Österreichischer Würdigungsstaatspreis für Literatur 1999
Hermann-Hesse-Literaturpreis 2001 (für ‚Nachwelt‘)
Walter-Hasenclever-Literaturpreis 2002
Bremer Literaturpreis 2012
Franz-Nabl-Preis 2015
Preis der Literaturhäuser 2020
Wiener Buchpreis 2023