Unsere »second screens«, E-Reader, Smartphones und Tablets, haben die Grenze zwischen digitalen und gedruckten Texten durchlässig gemacht. Doch die Frage ist nicht, ob das Ende des Buches gekommen ist, sondern welchen Umgang mit Information, Wissen und Literatur die jeweilige Form des Textes ermöglicht. Angesichts wachsender Online-Textarchive gilt es, beide Formen des Textes aktiv zu nutzen. Eine ko-operative Lektüre, die vom Buch zum Bildschirm und vom Bildschirm zum Buch wechselt, kann Vor- und Nachteile beider Medien beobachten und nutzen lernen. Dabei ist auch das Buch als materieller Gegenstand wiederzuentdecken, der zu etwas auffordert, das mit keinem digitalen Text gemacht werden kann – einer Kulturtechnik, der bislang kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde: das Blättern in Büchern.
Über den Autor
Dr. phil. Matthias Bickenbach ist seit 2012 apl. Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft an der Universität zu Köln. Neben Publikationen zur Geschichte des Lesens wie zur Poetik und Literatur des 18.-21. Jahrhunderts sind Wissens- und Kulturtechniken sowie digitale Lesemedien Forschungsschwerpunkte. Er ist Mitherausgeber des dreibändigen Historischen Wörterbuchs des Mediengebrauchs (2014-2022).