«Die Welt in Ingoldau» erschien 1922 als erster Roman Meinrad Inglins und machte den Autor sofort bekannt. Das Werk gibt einen Querschnitt durch die Welt eines Innerschweizer Dorfes um die Jahrhundertwende. Eine Gruppe junger Menschen, deren geistiger Mittelpunkt der Pfarrhelfer Reichlin ist, löst sich aus der religiösen Tradition, aus dem ideenarmen und leidenschaftslosen Dasein des bürgerlichen Alltags, der ihren Forderungen nicht mehr genügt, und aus einem Erziehungssystem, das die besten Kräfte in starren Konventionen zu ersticken droht. Eine Fülle scharf umrissener Gestalten wird mit unerbittlichem, aber nicht unversöhnlichem Realismus gezeichnet. So strahlt diese Welt im ganzen doch eine ungemeine Kraft und Sicherheit aus, denn sie wird nicht nur in ihrer Unzulänglichkeit, sondern auch in ihrem unerschöpflichen Reichtum erlebt und mit dem Willen zu bedingungsloser Wahrhaftigkeit in früher Meisterschaft gestaltet.
Über den Autor
Meinrad Inglin (1893–1971) aus Schwyz zählt zu den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern. Nach Abbruch einer Uhrmacher- und Kellnerausbildung sowie des Gymnasiums studiert er Literaturgeschichte und Psychologie in Genf und Neuenburg. Arbeit als Zeitungsredaktor und ab 1923 als freier Schriftsteller. Für sein Werk (vor allem Romane und Erzählungen, einzelne Aufsätze, Notizen und eine Komödie) wurde Inglin vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grossen Schillerpreis und dem Gottfried Keller-Preis.