Auf den ersten Blick gehört die deutschen Einheit zu den am besten aufgearbeiteten Kapiteln der jüngsten Zeitgeschichte, jedoch fokussierte die bisherige Forschung vor allem auf die innerdeutsche Dimension und auf die internationale Durchsetzung der Einheit. Dabei standen insbesondere die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs und einige Nachbarstaaten im Mittelpunkt. Dieser Band untersucht die »Wiedervereinigung« erstmals aus einer gesamteuropäischen Perspektive und gliedert sich in regional- und bündnisbedingte Themenblöcke (Vier Mächte, Neutrale und NATO-Staaten, Skandinavien, Benelux-Staaten, Mittel- und Osteuropa, Südeuropa). Zudem wird auch die Rolle transnationaler Parteiennetzwerke thematisiert. Die einzelnen Länderstudien skizzieren das Verhältnis des jeweiligen Landes zu den beiden deutschen Staaten vor 1989/90. Im Zentrum der Analysen steht die Haltung zur deutschen Frage vom Mauerfall am 9. November 1989 bis zum Vollzug der Einheit am 3. Oktober 1990. Länderspezifische Schwerpunktsetzungen machen deutlich, wie divers die deutsche Einheit aus den jeweiligen nationalen Blickwinkeln wahrgenommen wurde und wie sehr diese bis heute das Deutschlandbild (mit)prägen. Vor dem Hintergrund der Vertiefung der europäischen Integration und der Erweiterung der EU wird ein Ausblick auf die Rolle des geeinten Deutschlands bis ins Europa unserer Tage gewagt.
Über den Autor
Mag. Dr. phil., Studium der Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Wien. Nach der Promotion Lehrtätigkeit am Privatgymnasium der Wiener Sängerknaben, seit 1994 Archivar sowie seit 2020 Geschäftsführer des Karl von Vogelsang-Instituts. Wissenschaftliche Arbeiten zu Themen der Zeitgeschichte und politischen Bildung, darunter mehrere Quelleneditionen zur österreichischen Parteiengeschichte und der allgemeinen politischen Geschichte Österreichs. Im Jahre 2023 Verleihung des Berufstitels „Professor“.
Forschungsschwerpunkte: Nationalsozialismus, Wiedergutmachung, Opferforschung, Parteienkooperationen in Europa nach 1945. Organisation und Gestaltung von verschiedenen Ausstellungsprojekten in Wien und in den Bundesländern.
2022 erschien die Quellenedition „Klubprotokolle der Christlichsozialen und der Großdeutschen 1918/19“, (Hg. Johannes Schönner/Johannes Kalwoda/Lothar Höbelt), Schriftenreihe der Wilfried Haslauer-Bibliothek, Böhlau Verlag/Vandenhoeck & Ruprecht Verlag; Ebenso 2022 publizierte er „Ignaz Seipel. Friendly fire! Wem gehört die Demokratie? Digitale Ausstellung anlässlich des 90. Todestages des bedeutenden österreichischen Bundeskanzlers Ignaz Seipel und des Gedenkens 100. Jahre Genfer Sanierung“ (online www.kvvi.at)
Zu seinen aktuellen Arbeiten zählen eine „Kommentierte Quellenedition zu den ÖVP-Klubprotokollen 1945 bis 1955. Der Anfang der Zweiten Republik im Spiegel der Akteure“, (Hg. Franz Schausberger, Johannes Schönner und Anita Ziegerhofer), Projektbeginn Herbst 2022, Projektabschluss geplant im Laufe des Jahres 2024.