Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik – Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1, 7, Universität Regensburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Da der dritte Teil des Ringes in der Forschung oft nur sehr spartanisch und am Rande behandelt wurde, möchte ich im Folgenden genauer auf das Kriegsrecht und die Kriegstaktik, die einen Großteil dieses letzten Abschnittes ausmachen, eingehen. Der „Ring“ gilt als eines der bedeutendsten realistisch-volkstümlichen Dichtungen deutscher Sprache und wurde dennoch erst mehr als ein halbes Jahrtausend nach ihrer Entstehung zum ersten Mal einem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich gemacht. 1851 hatte Ludwig Bechstein die wahrscheinlich einzig existierende Handschrift zum ersten Mal ediert. Jedoch waren die ersten Reaktionen auf das Werk alles andere als überwältigend. Viele Wissenschaftler – unter ihnen auch Wolfgang Pfeiffer-Belli – sehen in dem Werk nur eine Art Orgie der Maßlosigkeiten. Nur Adolf Frey erkannte den wahren literarischen Wert des „Ringes“ und qualifizierte ihn deshalb als den „genialsten Rülps der deutschen Dichtung“.
Obwohl sich die Forschung über den Verfasser des „Rings“ lange Zeit uneinig war, scheint es heutzutage fast gesichert, dass es sich dabei um den Konstanzer Advokaten und Amtmann Heinrich Wittenweiler handelt. Denn das Werk ist durchzogen von vielen juristischen Weisheiten und Lehrsprüchen. Außerdem zeigt es eine auffallende Neigung zu pointierten juristischen Situationen, wie man sehr deutlich am Beispiel der großen Ehedebatte mit ihren spitzfindigen Plädoyers erkennen kann.
Als ein zentrales Thema im „Ring“ zeigt sich das Kriegswesen. Denn mit dem Beginn der Entstehung wissenschaftlicher Texte in der Volkssprache tauchen zahlreiche Lehrtexte auf, in denen die Kriegswissenschaft im Mittelpunkt steht.
Die ersten deutschsprachigen Texte dieser Art sind die „Ler von dem streitten“ des Wiener Kanonikers Johann Seffner und der „Ritterspiegel“ von Johannes Rothe. Diese beiden Werke haben mit dem „Ring“ gemeinsam, dass sie grundlegende philosophische und theologische Überlegungen über die Ursache und Entstehung von Kriegen anstellen. Das komplexeste dieser drei Werke ist eindeutig der „Ring“. Denn „der Text zeugt von einer breiten Kenntnis des Autors in verschiedensten Wissensbereichen und von der Fähigkeit, dieses Wissen in einen literarischen Rahmen einzubinden. Wittenwiler hat eine hochartifizielle Dichtung geschaffen, die mit den Lehren souverän umgeht.“
Über den Autor
Michael Stierstorfer (*1985) hat an der Universität Regensburg Germanistik, Latinistik,
Gräzistik, Klassische Archäologie und Erziehungswissenschaften studiert. Darüber hinaus
war er während seiner Studienzeit als Intensivierungslehrer für Latein an einem Regensburger
Gymnasium tätig. Seit 2012 ist er als Schulbuchautor für Lateinbücher und Mitarbeiter der
Herausgeber beim Oldenbourg Verlag in München aktiv. Von 2014-16 war er
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Deutschen Sprache und
Literatur an der Universität Regensburg. In seinem interdisziplinären Promotionsprojekt in
Kooperation mit dem Lehrstuhl für Didaktik der Alten Sprachen (Ludwig-Maximilans-
Universität München) beschäftigte sich Herr Stierstorfer mit (post-)modernen
Rezeptionsdokumenten zur griechisch-römischen Mythologie und deren Potenziale für den
Lateinunterricht. Im Rahmen dieses Projekts ist er als Referent auf zahlreichen
Lehrerfortbildungen und Kongressen in Deutschland und Österreich tätig und hat 2015 eine
internationale Tagung zum Thema „Verjüngte Antike im Mediendialog“ an der LMU geleitet.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen einerseits auf der Analyse von antiken Motiven in der
phantastischen Literatur und andererseits auf dem Umgang mit Märchen und Sagen im
Deutsch- bzw. Lateinunterricht. In diesem Zusammenhang hat er bereits mehrere
Unterrichtsmodelle in didaktischen Zeitschriften publiziert. Seit Herbst 2016 ist Michael
Stierstorfer als Lehrkraft für Latein und Deutsch an einem bayerischen Gymnasium tätig.