Emotionen sind für das menschliche Leben und Erleben konstitutive Phänomene: Sie bestimmen maßgeblich unsere Bewusstseins-, Denk- und Handlungsprozesse. Mittels der Sprache werden Emotionen ausgedrückt und benannt, geweckt, intensiviert oder generiert. Das vorliegende Buch zeigt, wie vielfältig die sprachlichen Möglichkeiten sind, unserer Gefühlswelt Ausdruck zu verleihen. Emotion wird zunächst als mehrdimensionales Kenntnis- und Bewertungssystem definiert und es wird ein integrativer Ansatz vorgestellt, demzufolge Sprache, Kognition und Emotion relevante Schnittstellen haben. Anhand innovativer Fallstudien werden die textuellen Manifestationen zentraler Gefühle erörtert, die eine besonders intensive Symbiose von Emotion und Sprache aufweisen: Angst, Trauer, Liebe, Verzweiflung und Hass.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur zweiten Auflage XI
0 Vorwort XIII
1 „Gefühl ist alles …“: Einführung in die Thematik 1
1.1 Einleitende Bemerkungen 1
1.2 Zur Relevanz von Emotionen und ihrer wissenschaftlichen Analyse 4
1.3 Sprache und Emotion in der Linguistik: Zu einem vernachlässigten Thema 7
1.4 Zum aktuellen Forschungsstand 12
1.5 Zusammenfassung 16
2 Sprache: Facetten und Funktionen 17
2.0 Vorbemerkungen 17
2.1 Sprache als geistiger Besitz und kognitives System 18
2.2 Sprache als kommunikatives Instrument 22
2.3 Die realitätskonstruierende Funktion von Sprache 31
2.3.1 Referenz und Textwelten 31
2.3.2 Textverstehen und die Konstruktion von Textweltmodellen:
Die aktive Rolle des Rezipienten 33
2.3.3 Weltwissen: Konzepte und Schemata 37
3 Glaube, Liebe, Hoffnung: Definition, Konzeptualisierung und Klassifikation von Emotionen 43
3.1 Emotion als Kategorie 43
3.1.1 Zur Problematik einer Definitionsfindung 43
3.1.2 Empfindung, Affekt, Instinkt, Motiv 49
3.2 Emotionstheorie: Klassifikationskriterien und Beschreibungsparameter 55
3.2.1 Ausdrucks- und Realisierungsformen von Emotionen 55
3.2.2 Kategorisierung und Klassifikation von Emotionen 62
3.3 Bestimmungsmerkmale: Die Parameter 69
3.4 Emotionen als Kenntnis- und Bewertungssysteme 72
3.5 Gefühle als erlebte Emotionen: Eine kognitive Bestimmung 77
3.6 Emotionale Einstellungen 81
4 Zur Interaktion von Emotion und Kognition 89
4.1 Zur Dominanz der Kognition: Der Mensch, das vernunftbegabte Wesen? 89
4.2 Die Architektur des Geistes: Kognition und Modularität 93
4.3 Gedanken und Gefühle: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 97
4.4 Kognitive Gefühle: Kein Widerspruch 102
4.5 Exkurs: Verstand und Vernunft 105
4.6 Zur Interaktion: Emotionale Kognition und kognitive Emotion 109
4.7 Kurzer Exkurs: Das Konzept der „Emotionalen Intelligenz“ 117
4.8 Emotionen und ihre neuronale Basis im Gehirn 119
4.8.1 Zur Relevanz des limbischen Systems 119
4.8.2 Emergenz und Qualia: Gefühle als mentale Phänomene! 123
4.9 Sprachverarbeitungsprozesse und Emotionen 126
4.9.1 Emotion und Sprachproduktion 126
4.9.2 Sprachrezeption: Textverstehen und emotionale Prozesse 129
4.9.3 Konzeptualisierungen: Wie Emotion Sprachverarbeitung beeinflusst 132
5 Gefühle sprachlich mitteilen: Referenz auf Emotionen und verbale Ausdrucksmöglichkeiten der emotionalen Einstellung 134
5.1 Wörter: Lexikalische Ausdrucksvarianten von Emotionen 134
5.1.1 Wörter als Symbole 134
5.1.2 Gefühl und Emotion: Zur distributiven Semantik der beiden Wörter – Überschneidungen und Unterscheidungen 138
5.1.3 Darstellung und Ausdruck von Emotionen 144
5.1.4 „Oh, wie so trügerisch…“ Interjektionen und ihre expressive Funktion 154
5.1.5 Konnotationen: die emotionalen Begleiter von Wörtern? 162
5.2 Emotionsdarstellungen auf der Satzebene 173
5.2.1 Emotive Satzbedeutungen: Propositionen, Doppelpropositionen und Einstellungsvermittlungen 173
5.2.2 Vergleiche 191
5.2.3 Exkurs: „Sie sind der schlimmste Hetzer seit Goebbels“ – NS-Vergleiche und ihre expressive Funktion 197
5.2.4 Metaphern 200
6 Texte und ihr Emotionspotenzial 212
6.1 Textuelles Emotionspotenzial und kognitive Emotionalisierung 212
6.2 Literarische Texte: Explizite und implizite Gefühlsthematisierung 220
6.3 Emotionalisierung als persuasive Strategie: Massenmediale Krisenberichterstattung 224
6.4 Werbung, Boulevard und Gefühlskultur: Die Konzeptualisierung SCHÖN IST FALTENLOS UND JUNG 233
7 „Worte, Worte, nichts als Worte“ – Von der Unaussprechlichkeit der Gefühle … und einem kurzen Exkurs zu den Sprachkrisen in der Literatur 236
8 Trauer und Angst: Konfrontation mit dem Tod 247
8.0 Vorbemerkungen 247
8.1 Todesangst: Konzeptualisierung und Verbalisierung des antizipierten Lebensendes 248
8.2 Todesmetaphern: Verbale Manifestationen der Unerfahrbarkeit 263
8.3 Todunglücklich und sterbenslangweilig – Tod als emotionsausdrückendes Lexem 269
8.4 Reden über den Tod: Mein Beileid und das große Schweigen – Tabuisierung und emotionale Abwehr in der Alltagskommunikation 273
8.5 Öffentliche und veröffentlichte Trauer – Gefühle in Todesanzeigen im Konflikt von Intimität und Konventionalität 278
9 „How do I love thee?“ – Die Sprache der Liebenden 289
9.1 Fragen und Probleme 289
9.2 Das Konzept der Liebe: Zur Universalität einer Emotion und der Kulturspezifik eines Gefühls 290
9.3 Intensitäts- und Unikalitätskodierung: Zur Rolle der Sprache im Liebesdiskurs 295
X Inhalt
9.4 Vergleiche und Metaphern: Konzepte der „Himmelsmacht“ 301
9.5 Ewige Treue vs. Dreck: Liebesdarstellungen in der aktuellen Prosa zwischen klischeeerhaltender Metaphorik und desillusionierender Stereotypzerschlagung 305
9.5.1 LIEBE als Schwulst und Floskel: Die Konzeptualisierung von Liebe in Trivial- und Heftromanen 305
9.5.2 Moderne und postmoderne Prosa: Animalische Instinkte 309
9.6 Liebe online: Internet-Gefühle und ihr sprachlicher Ausdruck 312
10 Unfassbares in Worte fassen? Facetten der Holocaustdarstellung und die Sprache der Überlebenden 314
10.1 Zur Thematik 314
10.2 Die Sprache der Er- und Überlebenden: Explizite Referenz und surrealistische Implizitheit 315
10.2.1 Tagebuchaufzeichnungen 315
10.2.2 Literarische Prosa: Appelfelds „Badenheim“ 322
10.2.3 Metaphern in der Lyrik: „das Material der Qual“ 325
11 Ressentiments und Hass: Die Sprache als Waffe – verbaler Antisemitismus 330
11.1 Zur Problematik 330
11.2 Antisemitismus als kommunikatives Phänomen 332
11.2.1 Der klassische Antisemitismus 332
11.2.2 Der eliminatorische Antisemitismus 336
11.3 Stereotype, Vorurteile und emotionale Einstellungen 339
11.4 Der Post-Holocaust-Antisemitismus 343
11.5 Wann ist eine sprachliche Äußerung antisemitisch? Klassifikationskriterien 350
11.6 „Ab nach Israel!“ – Briefe und E-Mails an einen deutschen Juden – Anti-Israelismus als Formvariante des aktuellen Antisemitismus 357
12 Schlusswort 365
Bibliographie 366
Sachwortregister 400
Über den Autor
Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel ist Leiterin des Fachgebietes Allgemeine Linguistik an der Technischen Universität Berlin.