Zafzāfs besondere Stärke liegt darin, mit nüchterner Sprache und ohne überflüssige Dramatik tiefgehende Einsichten in die Lebensrealitäten seiner Figuren zu bieten.
Es sind die kleinen, alltäglichen Momente, die in seinen Erzählungen die größten Spannungen und Offenbarungen tragen.
Muhammad Zafzāf, einer der wichtigsten marokkanischen Erzähler der 60er und 70er Jahre, zeigt uns in dieser Sammlung von Kurzgeschichten mit scharfsinnigem Blick das Leben von Menschen, die im sozialen Gefüge der Gesellschaft oft unsichtbar bleiben. Ob Hippies, Schmuggler, notleidende Bauern oder Bettler – Zafzāf erzählt mit feiner Ironie, Wärme und Bitterkeit von den Herausforderungen der Menschen und eines Landes, das nach der französischen Kolonialzeit zwischen Armut, Spiritualität und sozialen Umbrüchen zerrissen ist.
In Erzählungen wie ‚In der Pampa‘, ‚Das straffe Seil‘ und ‚Die Heuschrecke‘ lässt er die Leser tief in das alltägliche Leben eintauchen. Es sind die kleinen, alltäglichen Momente, die in seinen Erzählungen die größten Spannungen und Offenbarungen tragen und in denen sich die Hoffnungen und Ängste seiner Figuren entfalten.
So auch in der Titelgeschichte, ‚Der King auf dem Platz‘, in der er ein absurdes, aber treffendes Bild der Absurditäten des Lebens zeichnet. Eine Gruppe von Menschen, die zusammen mit ihren Maultieren auf einen gewaltvollen Marsch geschickt werden, ohne zu wissen, wohin es geht oder warum.
Zafzāf, ein Vorreiter der modernen marokkanischen Literatur, bietet eine einzigartige Perspektive auf das Leben der gesellschaftlichen Außenseiter Nachkolonialzeit. Mit ungekünstelten Einblicken in das Leben der gesellschaftlichen Ränder sind sie ein Spiegel der Widersprüche, die das moderne Marokko prägen.
In Anerkennung seines schriftstellerischen Schaffens wird seit 2002 der angesehene ‚Mohammed Zafzāf Prize for Arabic Literature ‚ als Teil des marokkanischen Literaturpreises vergeben.
Über den Autor
Hartmut Fähndrich, geboren 1944 in Tübingen, studierte in Tübingen und in den USA Nahostwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft. Seit 1972 lebt er in der Schweiz. Er unterrichtete von 1978 bis 2014 an der ETH Zürich arabische Sprache und Kulturgeschichte, übersetzt seit 1984 zeitgenössische arabische Literatur, u.a. Ghassan Kanafani (Palästina), Emil Habibi (Israel/Palästina), Salwa Bakr (Ägypten), Ibrahim al-Koni (Libyen), Edwar al-Charrat (Ägypten), Emily Nasrallah (Libanon), Alaa al-Aswani (Ägypten), Raja Alem (Saudi-Arabien). Fähndrich wurde mehrfach für seine Übersetzungstätigkeit ausgezeichnet, zuletzt 2016 mit dem Schweizer Literaturpreis – Spezialpreis für Übersetzung.