Die Proklamation der ‚Postmoderne‘ hatte mindestens ein Verdienst. Sie hat bekannt gemacht, daß die moderne Gesellschaft das Vertrauen in die Richtigkeit ihrer eige nen Selbstbeschreibungen verloren hat. Auch sie sind jeweils anders möglich. Auch sie sind kontingent gewor den. Wie in der risikoreichen Welt des New Yorker U-Bahn-Netzes drängen sich jetzt die, die darüber reden wollen, an dafür bestimmten Plätzen unter heller Be leuchtung und bei laufenden Fernsehkameras zusammen. Es scheint ums intellektuelle Überleben zu gehen. Aber offenbar nur darum. Und währenddessen geschieht, was geschieht, und die Gesellschaft evoluiert im Ausgang von dem, was erreicht ist, in eine unbekannte Zukunft. Vielleicht hatte das Stichwort der Postmoderne nur eine andere, variantenreichere Beschreibung der Moder ne versprechen wollen, die ihre eigene Einheit nur noch negativ vorstellen kann als Unmöglichkeit eines meta recit. Aber das ließe dann möglicherweise zu viel zu angesichts zahlreicher aktueller Dringlichkeiten, die auf fallen. Wir mögen gern konzedieren, daß es keine ver bindliche Repräsentation der Gesellschaft in der Gesell schaft gibt. Aber das wäre dann nicht das Ende, sondern der Beginn einer Reflexion der Form von Selbstbeob achtungen und Selbstbeschreibungen eines Systems, die im System selbst vorgeschlagen und durchgesetzt werden 7 müssen in einem Prozeß, der seinerseits wieder beob achtet und beschrieben wird.
Niklas Luhmann
Beobachtungen der Moderne [PDF ebook]
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Sprache Deutsch ● Format PDF ● ISBN 9783322936172 ● Verlag VS Verlag fur Sozialwissenschaften ● Erscheinungsjahr 2013 ● herunterladbar 3 mal ● Währung EUR ● ID 6311096 ● Kopierschutz Adobe DRM
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