Wo eigentlich liegt der Cyberspace? Können wir ihn fühlen, riechen, durchschreiten – hat er ein sinnliches Korrelat in der materiellen Welt?
Während der reale, weltliche Raum, der physische Boden im 21. Jahrhundert durch fortschreitende Urbanisierung, klimatische Veränderungen und Raubbau an Ressourcen knapper zu werden droht, expandiert die virtuelle Welt in rasender Geschwindigkeit. Mehr und mehr gerät der Mensch zum dissoziativen Wesen: mit dem Kopf in der Datenbrille und den Füßen im Nirgendwo.
Was aber bleibt, wenn körperliche Erfahrung durch Simulationen verdrängt, erlebte Wirklichkeit zusehends im Datennirwana aufgelöst wird? Wie kann sich der scheinbar entmaterialisierte Mensch in Zukunft verorten? Ralf Hanselle entwirft in seinem Essay ein Bild der conditio humana des heraufziehenden Homo digitalis.
Über den Autor
geboren 1972 in Detmold, studierte Germanistik und Philosophie in Bonn. Bis 2021 arbeitete er als freier Publizist für verschiedene deutsche Tages- und Wochenzeitungen. 2021 übernahm er das Ressort Kultur bei der Zeitschrift »Cicero«, deren stellvertretender Chefredakteur er seitdem ist.