Vor allem in den Fabliaux und in den Mären, aber auch in Giovanni Boccaccios Decameron, fiel schon früh die Präsenz des Grotesken auf, das sich vor allem in entfesselter Gewalt, sexueller Triebhaftigkeit und Verhöhnung geistlicher Institutionen äußert. Die Erscheinungsformen dieser als Teil der mittelalterlichen Komik zu verstehenden Elemente zeichnet die Studie über eine Wirkungszeit von ca. 500 Jahren in fünf verschiedenen europäischen Literaturräumen nach und fragt dabei nach den Zusammenhängen zwischen der Form der literarischen Kunstwerke und dem Grotesken. Dabei zeigt sich, dass die Chronologie des Grotesken durch die gegenseitige internationale Beeinflussung keineswegs eindeutig ist, was sich auch durch neuere Handschriftenfunde bestätigt. Allgemein scheinen Texte in Versen mehr zum Grotesken tendieren als solche in Prosa, was Rückschlüsse auf das Publikum zulässt. Doch auch die Themen, die groteske Elemente fördern, variieren von Sprachraum zu Sprachraum.
Über den Autor
Reinhard Berron ist Lehrer am Beruflichen Schulzentrum Hechingen. Er studierte Germanistik, Romanistik und Evangelische Theologie in Tübingen und Pisa. Von 2009 bis 2017 war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt ‚Edition und Kommentierung der deutschen Versnovellistik des 13. und 14. Jahrhunderts‘ am Deutschen Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen tätig.