Ein erschütterndes Zeitdokument Im Ghetto von Lodz schreibt die damals 14-jährige Rywka Lipszyc ein Tagebuch. Während ihre Familie und die Welt um sie herum auseinanderbrechen – die Eltern sterben an Hunger und Auszehrung, Bruder und Schwester werden deportiert –, versucht Rywka ihrem Leben einen Sinn zu geben. Sie ist ein gläubiges junges Mädchen, im Schreiben sucht sie vor allem Trost und Rettung. Neugierig und wach blickt sie in die Welt; ihre Tagebucheinträge zeigen einen unverstellten Blick nicht nur auf das tägliche Leben und Überleben im Ghetto, sondern schildern zugleich das Ringen ums Erwachsenwerden in einem von Entbehrungen und Unterdrückung beherrschten Umfeld. Von Oktober 1943 bis April 1944 notiert Rywka Neuigkeiten, Empfindungen, Träume und Gefühle – ein berührendes Dokument. Das Tagebuch von Rywka Lipszyc wurde im Frühjahr 1945 bei der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz entdeckt, verschwand dann aber im Nachlass einer russischen Ärztin. Wie durch ein Wunder wurde es 1995 wiederentdeckt und 2014 in den USA erstmals veröffentlicht. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ach, es ist so schwer … In meiner Fantasie sehe ich verschiedene Bilder, verschiedene, und selbst wenn ein gutes darunter ist, in dem ich etwas Trost finde, dann finde ich erst recht keinen Platz für mich. Ich bin so erschöpft …«
Über den Autor
Rywka Lipszyc wird 1929 in Lodz als ältestes von vier Kindern geboren. Ihre Eltern sterben 1941 und 1942 im Ghetto, die verwaisten Kinder werden von Verwandten aufgenommen. Im September 1942 werden ihre jüngeren Geschwister Abramek und Tamarcia deportiert, Rywka bleibt nun mit ihrer kleinen Schwester Cipka allein zurück, eine Tante kümmert sich um sie. Rywka Lipszyc hat den Krieg überlebt, danach aber verliert sich die Spur. Vermutlich ist sie verstorben, ein Grab wurde jedoch nie gefunden.