‚Gendreck weg‘, ‚Lidl ist nicht zu billigen‘, ‚Mit Tempo in die Armut‘: Politische Protestakteure appellieren in netzgestützten Kampagnen zunehmend an die Macht politisierter Konsumenten. Normverletzungen bekannter Markenfirmen werden skandalisiert und wirtschaftliches Handeln von Unternehmen wie Verbrauchern moralisch und politisch aufgeladen. Im netzbasierten unternehmenskritischen Protest zeigt sich eine Vielfalt innovativer, nicht institutionalisierter Formen politischer Partizipation, in denen die Grenzen zwischen öffentlicher und privater Sphäre ebenso verschwimmen wie zwischen kollektivem und individualisiertem Handeln. Neue Deutungsmuster einer wertorientierten ‚Lifestyle-Politik‘ mit dem Einkaufswagen werden in aktuellen Formen netzvermittelter Mobilisierung und Vernetzung politischen Protests artikuliert. Der Band präsentiert eine umfassende Studie unternehmenskritischen Protests im deutschsprachigen Web und spürt dem Wandel von Protest in Online- und Offline-Räumen komplexer Kampagnenkommunikation nach: Inwiefern bietet das Internet neben politischen und ökonomischen Strukturen eine mediale Gelegenheitsstruktur für konsumeristische Protestpolitik, die auch über nationalstaatliche Grenzen hinausreicht?
Inhaltsverzeichnis
Theorie, Hintergründe, Forschungsdesign.- Anti-Corporate Campaigning – neue mediale Gelegenheitsstrukturen unternehmenskritischen Protests.- Transnationale Anti-Corporate Campaigns im Netz – Untersuchungsdesign und erste Ergebnisse.- Kurzdarstellung der ausgewählten Kampagnen.- Kampagnenpraxen in soziotechnischer Perspektive.- Framing/Problemdeuten: Anti-Corporate Campaigns und Unternehmen – Konfliktdynamik.- Framing/Problemdeuten: (Gegen-)Öffentlichkeit Online/Offline.- Einbinden/Identität stiften: Virtualisierte kollektive Identität und Gemeinschaft.- Mobilisieren: Partizipation – vom ‚klassischen Aktivismus‘ zum Cyberprotest.- Integrieren/Vernetzen: Kampagnen im Zeichen des Netzwerkparadigmas – ein Paradoxon.- Integrieren/Vernetzen: Transnationale Wertschöpfungsketten – transnationale Anti-Corporate Campaigns.- Ausblick.- Zum Wandel von Medien- und Protestkulturen – Anti-Corporate Campaigns im internationalen Vergleich.- Politik mit dem Einkaufswagen – netzbasierte Anti-Corporate Campaigns als Ausdruck eines neuen Verständnisses des Politischen.
Über den Autor
Prof. Sigrid Baringhorst ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Siegen und Leiterin des Teilprojekts ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch. Transnationale Anti-Corporate Campaigns im Zeichen digitaler Kommunikation‘ im Rahmen des SFB/FK 615 ‚Medienumbrüche’.
Veronika Kneip war wissenschaftliche Mitarbeiterin im o.g. Forschungsprojekt ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch‘.
Annegret März war wissenschaftliche Hilfskraft im o.g. Forschungsprojekt ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch‘.
Johanna Niesyto ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im o.g. Forschungsprojekt ‚Protest- und Medienkulturen im Umbruch‘.