‚Das Recht auf Leben‘ ist in zahlreichen Ländern verfassungsrechtlich garantiert. Obwohl Nahrung zweifelsohne eine notwendige Bedingung für menschliches Leben darstellt, ist es anders als das Recht auf Leben zwar völkerrechtlich garantiert, nicht aber in der deutschen Verfassung verankert. Daraus ergeben sich im Hinblick auf Nahrung und Ernährung und ihren Zusammenhang mit dem Recht auf Leben zahlreiche Aspekte und Fragen. Neben der Quantität des Nahrungsangebotes spielt die Qualität für eine gesunde Ernährung eine wesentliche Rolle. Überernährung einerseits und Fehl- bzw. Unterernährung andererseits sind nicht nur in einem globalen Kontext wahrzunehmen, sondern betreffen auch die westlichen Industrieländer. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln muss zunehmend regionale, nationale und globale ökologische Aspekte in den Blick nehmen. Die Ökologie, jedoch auch der Handel mit Nahrungsmitteln werfen ethische, religiöse, anthropologische und grundsätzliche philosophische Fragen auf. Verfassungsrechtlich stellt sich die Frage, inwieweit sich in dem Recht auf Leben auch ein Recht auf Nahrung abbildet, oder ob Letzteres immer schon in dem Recht auf Leben grundgelegt ist. Das Buch greift verschiedene Aspekte eines Rechts auf Nahrung aus den Perspektiven der Medizin, Biologie, Psychologie, Ökologie, Ökonomie, Theologie, Philosophie, Ethik und Rechtswissenschaften auf und stellt damit einen in unserer Gesellschaft als selbstverständlich verfügbar wahrgenommenen und zu den Grundbedingungen eines guten Lebens gehörenden, jedoch in der gegenwärtigen Praxis keineswegs unproblematischen Begriff in den Mittelpunkt.
Über den Autor
Thomas Heinemann ist seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls ‚Ethik, Theorie und Geschichte der Medizin‘ an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar.