Natur hat für Menschen nicht nur extrinsische, instrumentelle Werte, sondern auch vielfältige intrinsische, nicht-instrumentelle Werte. Der immer einflussreicher werdende Ökosystemdienstleistungsansatz versucht, diese intrinsischen ästhetischen, symbolischen und moralischen Werte von Natur als ‚kulturelle Ökosystemdienstleistungen‘ zu erfassen. Dieses Konzept beinhaltet jedoch – das zeigt die vorliegende Analyse – grundlegende begriffliche und ontologische Fehler, die methodische Unzulänglichkeiten bei der Erfassung dieser Werte implizieren und auch kommunikative Probleme mit sich bringen. Das Konzept der kulturellen Ökosystemdienstleistungen stellt einen ’scientific imperialism‘ dar, der – entgegen der Intention, mit der dieses Konzept eingeführt worden ist – einen angemessenen gesellschaftlichen Verständigungsprozess über die Erhaltung von Naturphänomenen, die wir ästhetisch, symbolisch und moralisch wertschätzen, untergräbt.
Über den Autor
PD Dr. Thomas Kirchhoff hat Landschaftsplanung und Philosophie studiert. Er ist wissenschaftlicher Referent im Arbeitsbereich Theologie und Naturwissenschaft an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e. V., Heidelberg, und Lehrbeauftragter an der Technischen Universität München. Sein Forschungsschwerpunkt sind lebensweltliche und naturwissenschaftliche Naturauffassungen, insbesondere die kulturellen Entstehungsbedingungen, normativen Gehalte und pragmatischen Orientierungsleistungen konkurrierender Naturauffassungen.