»Hat mir je das Theater einen reinen Genuß, eine hohe und zweifellose Schönheitserfahrung vermittelt? Nein.« Thomas Manns kritische Äußerungen zu diesem Thema von 1908 müssen in den Kontext seiner Auseinandersetzung mit Richard Wagners kunsttheoretischen Schriften gestellt werden. Inwieweit der Misserfolg seines einzigen Dramas Fiorenza seine negative Haltung mitbestimmte, mag dahin gestellt bleiben. Unpolemisch sind seine gattungstheoretischen Darlegungen gewiss nicht. Deutlich erkennbar ist seine Absicht, die Überlegenheit der epischen Form herauszustellen. Das abschließende Plädoyer, das Theater der Volkskunst zurückzugeben, ist unter diesem Aspekt vielleicht nicht ohne subtile Ironie.
Über den Autor
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.